Schönes, unbekanntes Polen. Was weiß man schon über das ferne Land jenseits der Oder! Abgesehen davon, dass es den großen Chopin hervorgebracht hat und die kleinen Kaczinskys, mit denen nicht gut Kirschen essen ist.

Jedenfalls nicht, wenn man deutsch spricht oder schwul ist.

Gestern erreichte uns die Nachricht, dass "Radio Polskie" vormittags ab sofort nur noch Männer am Mikrofon beschäftigt. Und das nicht etwa, weil man den durch Beruf und Familie doppelt belasteten Kolleginnen endlich mal Gelegenheit geben will, gründlich auszuschlafen oder morgens ein paar Handgriffe im Haushalt zu erledigen. Von wegen. "Die Programmdirektion", hieß es, habe herausgefunden, dass Männerstimmen besser klängen. Seriöser. Glaubwürdiger.

Nun möchte man ja fast seinen Hintern darauf verwetten, dass diese ominöse Programmdirektion ebenfalls männlich ist. Andererseits kann sich der eine oder andere vielleicht noch vage an die Aufregung erinnern, die losbrach, als bekannt wurde, dass die "Tagesschau" eine Sprecherin engagiert hatte. Wenn das eine Frau mache, werde man vom Eigentlichen abgelenkt, hieß es damals, und überhaupt: Wo kommen wir denn da hin! Demnächst wollen die Frauen wahrscheinlich auch noch unsere Lufthansa-Maschinen fliegen!

Knapp vierzig Jahre ist das her, und man muss sagen: Genauso furchtbar ist es ja auch gekommen! Selbstverständlich gibt es noch letzte Helden wie Waldemar Hartmann, die den Mut haben, offen zu sagen, dass sie damit nicht einverstanden sind ("Ich habe nämlich noch ein traditionelles Rollenverständnis!"). Aber was kann ein Einzelner schon ausrichten? Eben. Und deshalb hauen sich bei uns die Frauen beim Boxen die Nasen blutig, sie maßen sich an, unsere Spitzenorchester zu dirigieren, und sie werden Bundeskanzler.

Nur Polen ist noch nicht verloren. ("Jeszcze Polska nie zginela!") Dank "Radio Polskie" ist dort jetzt morgens um sieben die Welt wieder in Ordnung. Genauer gesagt sogar bis 14 Uhr. Dann dürfen die Kolleginnen für ein paar Stunden übernehmen. Ganz rausschmeißen kann man sie ja nicht.