“Ob das hier alles Nutten sind?“, wispert es aus dem Lautsprecher und formuliert damit das (wohl nicht ganz zu Unrecht unterstellte) voyeuristische Interesse des Publikums im Bunkerklub Uebel & Gefährlich.

Hamburg. - Die junge Regisseurin Maria Magdalena Ludewig spielt in ihrem Projekt "Dreamdolls" - einer Koproduktion von Lichthof-Theater und Kampnagel - mit Erwartungshaltungen und Klischees. Sind das nun tatsächlich, wie angekündigt, echte (und auch noch freiwillige, gebildete, selbstbewusste) Prostituierte auf der Bühne? Oder doch Schauspielerinnen? Und um wessen Illusionen geht es hier? Die der Frauen, ihrer Freier - oder der Zuschauer? Wer macht wem etwas vor?

Eine der Grundvoraussetzungen im horizontalen Gewerbe: "Man muss auch schauspielerisches Gespür haben." Ausgerechnet dieser Bezug ist gerade an diesem Ort durchaus spannend, die Frage nach der Authentizität stellt sich bei einer Callgirl-Begegnung schließlich ebenso wie bei einem Theaterbesuch. Und wenn selbst "freiwillige" Prostitution "entmenschlichende Erniedrigung" sein soll - was ist dann das Ausstellen junger Mädchenkörper bei Heidi Klum? Die gesellschaftliche Doppelmoral verdeutlicht Ludewig beim Überblenden von Topmodel-Szenen mit Pornografie. Welche der an "Dreamdolls" beteiligten Frauen "echt" ist und welche nur "spielt" (die Quote liegt bei genau 50 Prozent), klärt sich übrigens auf - für den, der genau hinschaut und hinhört.