Die “Popkomm“, wichtigste deutsche und international bedeutende Musikmesse in Berlin, ist abgesagt.

Berlin -. Branchenkenner hatten mit der Nachricht bereits gerechnet, nachdem durchgedrungen war, dass die Anmeldezahlen für die dreitägige Messe im September deutlich unter denen des Vorjahres lagen. Wie eine Sprecherin nun mitteilte, deutete sich ein Rückgang der Fachbesucherzahl von bis zu 50 Prozent an.

Messegründer Dieter Gorny, auch Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie, erklärte: "Wir hätten aufgrund der Anmeldezahlen keine gute Popkomm hinbekommen", und verwies darauf, dass viele kleinere Unternehmen, die etwa 95 Prozent der Popkomm ausmachen, es sich wegen der immer stärker um sich greifenden Internet-Piraterie nicht leisten könnten, Stand- und Akkreditierungsgebühren zu bezahlen. Nicht die globale Wirtschaftskrise sei für die Situation verantwortlich, sondern eine "digitale Krise". Gegen den fortgesetzten Musik-Diebstahl im Internet werde viel zu wenig unternommen. In diesem Sinne wolle man die Popkomm-Absage auch als Protest gegen gesetzgeberische Tatenlosigkeit verstanden wissen.

Tatsächlich wurden in Deutschland 2008 nach Angaben des Bundesverbands Musikindustrie etwa 317 Millionen Titel illegal heruntergeladen, wodurch ein Schaden von bis zu einer Milliarde Euro entstand. Offensichtlich haben auch die 13 500 Zivilverfahren, die in Deutschland eingeleitet wurden, nur geringe abschreckende Wirkung. Zumal radikale Urteile wie in den USA, wo eine vierfache Mutter gerade wegen zwei Dutzend illegal heruntergeladener Musiktitel zu einer Strafe von umgerechnet fast 1,4 Millionen Euro verurteilt wurde, hier nicht möglich sind. Die Absage bedeutet allerdings nicht das Aus für die Messe: 2010 soll die Popkomm mit neuem Konzept, an dem noch gearbeitet wird, wieder in Berlin stattfinden.

Die jetzt entstandene Lücke könnte 2009 Reeperbahn Campus ausfüllen, ein neu eingerichteter Branchentreff im Rahmen des erfolgreichen Reeperbahn Festivals (24. bis 26.9.). Vertreter der internationalen Musik-, Film- sowie IT- und Games-Branche sollen hier bei Diskussionen und Vorträgen über neue Markt-Herausforderungen und Trends ins Gespräch kommen. Schon im vergangenen Jahr hätten zahlreiche Plattenfirmen das Festival als Kommunikationsplattform genutzt, so Organisator Alex Schulz. Dieser Aspekt solle nun stark ausgebaut werden. "Wir rechnen durch die Popkomm-Absage mit erheblich stärkerem Zulauf", erklärte Schulz, der Reeperbahn Campus als neues Standbein für die nordeuropäische Unterhaltungsbranche und damit als direkte Popkomm-Konkurrenz betrachtet.