“Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“, heißt es zwar mit leisem Bedauern im Prolog zu Schillers “Wallenstein“, doch gibt es Schauspielerpersönlichkeiten, für die diese Regel nicht gilt.

Hamburg. So engagiert sich ein Verein schon seit Jahren dafür, "das Andenken an Ida Ehre lebendig zu halten, die das Theaterleben in Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg bis weit in die 80er-Jahre geprägt hat".

Heute erinnert der Ida-Ehre-Kulturverein mit einem thematischen Abend im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek an die Schauspielerin, deren Todestag sich am 16. Februar zum 20. Mal gejährt hat. Gezeigt werden eigens dafür produzierte Video-Interviews, in denen sich Altkanzler Helmut Schmidt und der ehemalige Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi an ihre Begegnungen mit der Schauspielerin und Hamburger Ehrenbürgerin erinnern. Rolf Becker und Gilla Cremer lesen, und Schüler der Ida-Ehre-Gesamtschule und der Louise Schröder-Schule musizieren und spielen Szenen aus Wolfgang Borcherts Drama "Draußen vor der Tür", das Ida Ehre am 21. November 1947 an den Hamburger Kammerspielen uraufführte.

Ida Ehre stammte aus Mähren, wo sie im Jahr 1900 als Tochter eines Oberkantors geboren wurde. In Wien erhielt sie eine Schauspielausbildung, danach nahm sie Engagements u. a. in Budapest, Cottbus, Königsberg an, bevor sie 1930 ans Berliner Lessingtheater wechselte.

Als Jüdin blieb ihr während der NS-Zeit die Bühne verschlossen, sie wurde Sprechstundenschwester in der Arztpraxis ihres Mannes in Böblingen. Doch auch das schützte sie nicht vor dem Zugriff der Gestapo, die sie ins KZ Fuhlsbüttel brachte.

Wenige Monate nach ihrer Befreiung aus dem KZ gründete Ida Ehre in der Hartungstraße ihre Kammerspiele, die sie bis zu ihrem Tod leitete. Bei der Trauerfeier sagte Helmut Schmidt über Ida Ehre, die damals längst als "Mutter Courage" des hamburgischen und deutschen Theaters galt: "Sie brachte Anouilh und Giraudoux und Sartre, Gogol, Max Frisch - sie brachte uns all die großen Dramatiker der Welt, von denen wir damaligen jungen Leute nicht einmal die Namen gekannt haben! Es war - inmitten einer geistigen wie physischen Wüste - eine ganz einmalige, nicht-wiederholbare Leistung."

19. Juni, 19 Uhr, Staats- und Universitätsbibliothek, Lichthof im Altbau, Eingang Edmund-Siemers-Allee / Ecke Grindelallee, Eintritt frei