Peter Jordan nimmt das Ende der Ära Khuon in Hamburg zum Anlass, nach neun Jahren Thalia Neues zu wagen: Er zieht mit seiner Partnerin Maren Eggert nach Berlin.

Hamburg

Was er an Hamburg vermissen wird? Eine gewisse Zurückhaltung, speziell bei Taxifahrern, sagt Peter Jordan und fügt hinzu: "In Berlin gibt's keine Tat ohne Spruch. "Um das zu illustrieren, entwirft er rasch die Szene vom Chauffeur, der seinem Fahrgast den Koffer abnimmt und das sofort schnoddrig kommentiert: "Ob dudenwiederkriejen tust, det weeß ick nich."

Peter Jordan nimmt das Ende der Ära Khuon in Hamburg zum Anlass, nach neun Jahren Thalia Neues zu wagen: Er zieht mit seiner Partnerin Maren Eggert nach Berlin. Doch anders als sie wird er nicht dem Khuon-Ensemble am Deutschen Theater angehören, sondern vorerst frei arbeiten. "Für ein, zwei Jahre", sagt Jordan (42). "Ich will das mal ausprobieren. Die Welt wird kleiner, wenn man älter wird. In zehn Jahren würde ich das nicht mehr wagen." Wobei der Start sozusagen mit Netz und Halteseilen abgesichert ist, denn Jordan wird als Gast in vier Produktionen am Deutschen, am Gorki- und am Thalia-Theater ("Buena Vista Social Club", "Harold and Maude") spielen, außerdem in zwei "Tatort"-Folgen den Kommissar Uwe Kohnau, Chef des verdeckten Ermittlers Cenk Batu (Mehmet Kurtulus).

Dennoch hat er ein bisschen Angst vor dem neuen Status. Die Bedenklichkeit und das Infragestellen charakterisieren Jordan nicht weniger als das Bild vom anarchischen Komödianten auf der Bühne. Wahrscheinlich ist es gerade dieses innere Spannungsverhältnis zwischen Ernst und Spaß, zwischen Vernunft und Anarchie, zwischen Vorsicht und Abenteuerlust, das ihn zu einem so wunderbaren Schauspieler macht.

Den ersten schweren Abschiedsschmerz hat er lange hinter sich, nach fünf Jahren in Bochum, erzählt er. "Dort bekam ich die Grundausbildung wie bei der Navy - hart, aber nötig. 2000 holte ihn Ulrich Khuon ans Thalia: "Hier habe ich versucht, mich weiterzubilden, zur Reife zu gelangen." Jetzt müsse der nächste Schritt folgen. Die Meisterschaft? "Ich hoffe, dass ich die nie erreiche, das wäre etwas Abschließendes, was mit Selbstzufriedenheit verbunden ist."

In mehr als 30 Produktionen hat er am Thalia gespielt. Als besonders wichtige nennt er Jürgen Kruses polarisierende Rock-'n'-Shakespeare-Version von "Hamlet", "weil es die schwierige erste Rolle am Thalia war"; Stefan Moskovs poetisch-tragikomischer "Cyrano" ("liegt mir sehr am Herzen"); und die "Buddenbrooks" von Stephan Kimmig, "weil es ein ganz anderes Arbeiten war". Die Auswahl ist sehr subjektiv, doch bezeichnend. Hamlet, Cyrano, Christian, alles tragische Helden. Und zugleich sehr menschliche in ihrem Scheitern. Die Arbeit am "Fest" empfand Jordan als so beglückend, weil ein heterogenes Ensemble bei den Proben zusammenfand. Es ergab sich, was Jordan schätzt: gemeinsam weiterzukommen, indem Schauspieler nicht ständig in einer quasi familiären Umgebung arbeiten. Bestätigt hat sich das für ihn, als er kürzlich in Sartres "Die schmutzigen Hände" eingesprungen ist und erstmals in einer Kriegenburg-Inszenierung dabei war: eine schöne Erfahrung, nur schade, dass sie so spät erst möglich geworden sei.

Jordan weiß, dass er sich immer wieder erneuern muss, um nicht emotional zu ermüden: "Gut gespielt kostet was." Körperliche Ertüchtigung (Laufen, Fitnessstudio), um den Kopf frei zu machen, ist ebenso wichtig wie der Wechsel - zur Not auch der in den riskanteren Status des freien Schauspielers.

Vermissen wird er an Hamburg die Elbe. Und die Menschen. Nicht so sehr die Schauspielerkollegen - denen wird er auch künftig begegnen, sondern eher solchen, die als Ankleider, in der Maske oder als Pförtner arbeiten.

Das Hamburger Publikum sollte sich mit dem Gefühl eines unwiederbringlichen Verlusts vertraut machen. Denn ab und zu enthält auch ein gedankenlos dahingeplapperter Berliner Spruch tieferen Sinn: "Ob ihr den wiederkriejen tut, det weeß ick nich."