Die gar nicht kühle Blonde gibt an den Kammerspielen in Neil LaButes “Das Maß der Dinge“ ein nettes Biest. Im Fernsehen sieht man sie demnächst in “Frischer Wind“, im Kino in “La Isla Bonita“.

Hamburg. Der Film "Sonnenallee" machte Teresa Weißbach vor zehn Jahren schlagartig bekannt. Damals gerade achtzehn, bezauberte der "Engel aus dem Erzgebirge" in gar nicht unschuldigen Szenen ihren Micha und das Kinopublikum. Für das Abendblatt schrieb sie Weihnachten 1999 - damals gerade Schauspielstudentin an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater - ihren Traum auf: von einer Welt, die eine "Herzkönigin" regiert, mit durch den Verstand gereinigten Gefühlen. Seitdem ist die jugendfrische Teenie-Entdeckung zur ernsthaften Schauspielerin gereift, spielte das Käthchen von Heilbronn in Jürgen Flimms Kleist-Verfilmung "Käthchens Traum". Sie war von 2005 bis 2007 am Wiener Burgtheater und gibt nun in den Kammerspielen ihr Hamburger Bühnendebüt: Als scheinbar herzlose, ehrgeizige Kunststudentin Evelyn in Neill LaButes "Das Maß der Dinge".

Sie prustet laut heraus. Dass sie den Artikel geschrieben hat, weiß Teresa Weißbach noch. Aber nicht mehr, was sie geschrieben hat. "Jetzt müsste ich wahnsinnig lange darüber nachdenken." Lachanfall. "Herzkönigin! Das habe ich mir in meiner kindlichen Naivität so ausgedacht." Und sie amüsiert sich weiter: "Ist ja schon mal toll, dass ich den weiblichen Aspekt in die Welt brachte, hatte wohl eine Vorahnung, dass Angela Merkel Kanzlerin wird."

Wie steht sie heute zu ihren Träumen von damals? Ist Schauspielerin noch immer ihr Traumberuf, nachdem sie im Burgtheater als Fee in Raimunds "Verschwender" aus sechs Meter Höhe in die Tiefe springen musste? "Unbedingt. Es gibt für mich keinen schöneren Beruf. Täglich denke ich: Danke, dass ich hier auf die Probe gehen und spielen kann."

Zwar ist ihr mit dem frühen Erfolg ein Traum in Erfüllung gegangen, aber Teresa ließ sich nicht beirren und vom Plan einer guten Ausbildung abbringen. "Ich bin ein sehr bodenständiger, solider und pflichtbewusster Mensch", sagt die 28-Jährige. Früh hat die Bäckerstochter mitbekommen, was Verantwortung im Familienbetrieb heißt. Sie möchte durch Qualität überzeugen. "Ich will nicht, dass man sich an das süße Blondie erinnert, sondern sagt: Ey, die hat in dem Stück gespielt, das war echt super." Sie legt auch keinen Wert darauf, sich wichtigzumachen, wie manche Kollegen. "Ich habe Freunde im Theater und Filmbereich, aber ich bin keine Premierenmaus oder Partykönigin."

Als attraktive, blonde, schlanke Frau hat sich Weißbach gegen Klischees zu wehren. "Aber ich kann damit gut umgehen und habe auch gelernt es einzusetzen." Außerdem ist sie überzeugt: "Es gibt keine Zufälle. Und es gibt für jeden einen Platz, wo er hingehört." Wien war nicht ihr Fall. "Schöne Stadt, tolle Kollegen an der Burg. Aber ich habe zu dieser Zeit dort nicht hingehört. Für mich zählt immer, ob ich glücklich bin, und das war ich nicht. Dann ist es doch besser, wenn man das ändert." Aber gelernt hat sie eine Menge in der Arbeit mit Regisseuren wie Andrea Breth oder Stefan Bachmann, profitiert davon jetzt auf den Proben. Dass sie nach zwei Jahren, in denen sie nur Filme drehte, ausgerechnet eine Rolle spielt, die sie zwingt, sich mit ihrem Beruf und der Bedingungslosigkeit von Kunst zu beschäftigen, hält sie für keinen Zufall.

Den Traum von der Familie hat sie ein wenig verwirklicht, ist seit vier Jahren verheiratet - mit einem Mann aus der Filmbranche. Kann sie Kuchen backen? "Ich kann zwei Kuchen. Einen Käsekuchen ohne Boden und sehr gut einen Stachelbeer-Streusel mit Macadamia-Nüssen. Mein Mann liebt den." Hat sie eine Traumrolle? "Die Schneekönigin möchte ich im Film spielen - mit weißer Pelzmütze."

Das Maß der Dinge: ab 17.5., Kammerspiele, Karten: 0800/413 34 40