Bob Dylans “Like A Rolling Stone“ hat Sophie Hunger als zweite Zugabe ausgewählt, eigentlich ein starker Schlusspunkt eines grandiosen Konzerts. Doch die junge Sängerin aus der Schweiz ist so überwältigt von der Begeisterung der Zuschauer im Uebel & Gefährlich, dass sie noch eine allerletzte Zugabe spielt.

Hamburg - Dafür verlässt sie die Bühne und stellt sich mit ihrer Band ins Parkett. Ohne Mikro und unverstärkt singt sie ein weiteres Lied und hebt das normale "Wir Künstler hier oben, ihr Fans dort unten" gänzlich auf. Plötzlich sind Intimität und Augenhöhe hergestellt, das Konzert bekommt etwas Privates.

Dass die erst 26 Jahre alte Sängerin und Gitarristin aus Zürich den Mut zu dieser ungewohnten Nähe hat, überrascht indes nicht wirklich. Mit ihrem zweiten Album "Monday's Ghost" hat sie ein reifes Werk mit klischeefreien Texten und spannenden Arrangements zwischen Folk, Rock und Jazz herausgebracht. Auf der Bühne verstehen die Diplomatentochter und ihre vier versierten Bandmitglieder es, all diese in der Studioarbeit entstandenen Spannungsbögen und Feinheiten auch live umzusetzen. Besonders erstaunlich, wie kräftig und wie klar Sophie Hungers Stimme klingt. Hochkonzentriert singt sie über so verschiedene Themen wie Schattenboxen, ultranationalistische Politiker und Liebesschmerz - und das auf Englisch, Französisch, Deutsch und Schwyzerdütsch, was für Nichtschweizer in etwa so verständlich ist wie Norwegisch. Aber die Sprache ist egal: Sophie Hunger kann Gefühle ausdrücken, ihre Musik hat Seele. (oeh)