“Es ist ein Preis für professionelle Künstler und eine große Überraschung für mich“, sagt Lin Hwai-min zum Abendblatt. “Denn es gibt eine Menge hervorragender Choreografen im Westen. Zugleich ist es eine Freude und Ermutigung für mich, für meine Tänzer und auch das Volk in Taiwan.“

Wolfsburg - Heute Abend erhält der 62-Jährige bei einer Gala im Wolfsburger KraftWerk den internationalen Movimentos-Preis für sein Lebenswerk. In 36 Jahren hat er das Cloud Gate Dance Theatre aus dem Nichts aufgebaut. Es verbindet Tradition und Moderne, Ästhetik und Stile aus Ost und West. Die Preise vergibt die Autostadt gemeinsam mit ZDF und Arte zum zweiten Mal noch an weitere Tanzkünstler.

Lin Hwai-min gründete die erste freie Tanzkompanie in chinesischen Ländern, reflektiert in seinen Stücken, wie er betont, "das Leben zwischen alten religiösen Riten und Internet, zwischen englischer und einheimischer Sprache, zwischen Reis und Espresso." Der bescheiden gelassene, doch zielstrebige Choreograf hat auch eine Tanzabteilung an der Universität eingerichtet, seine Tänzer unterrichten in Schulen, gehen in die Dörfer, um Kindern Körperbewusstsein zu vermitteln. Cloud Gate gibt außerdem jährlich in vier großen Städten kostenlose Open-Air-Shows mit enormem Zulauf.

Hat Lin sein Werk für die Zukunft gesichert? "Wenn ich sterbe, werden meine Stücke verschwinden", meint er lachend. "Der neue artistische Leiter wird andere Wege gehen, er soll sich aus meinem Schatten lösen. Die Natur des Tanzes ist flüchtig, er verschwindet im Augenblick des Geschehens." (-itz)

Cloude Gate " White " Restkarten für 17.5., 20 Uhr, KraftWerk, www.movimentos.de . Die Preisverleihung sendet Arte am 14.5. um 22.30 Uhr.