Studie: Welche Rolle spielen Männer in Werbung, Fernsehen und Film?

Väter sind Volltrottel

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Roland Mischke

Das "starke" Geschlecht hat es in den Medien schwer - behauptet zumindest das österreichische Sozialministerium.

Hamburg. Der Blödmann aus der "Media Markt"-Werbung ist harmlos. Er grinst dämlich und sondert einen Spruch ab, das war's. Ein echter Trottel, da gibt's nichts zu lachen.

Wer aber darauf achtet, was uns sonst noch in TV-, Zeitungs- und anderer Werbung an Männerrollen zugemutet wird, kommt - vor allem als Mann - ins Grübeln. Die Werber gehen nicht zimperlich mit dem "starken" Geschlecht um. Da wird ein gestandenes Mannsbild in einer Autowerbung aus dem fahrbaren Untersatz geworfen, als würde er mit den Krümeln herausgekehrt. Die durchschlagende Wirkkraft von Reinigungsmitteln wird demonstriert, wenn Männer im Wisch-und-Weg-Verfahren verschwinden. Andere werden vom Stier niedergetrampelt, vor der Tür vergessen, und Väter ziehen gegenüber ihren Söhnen stets den Kürzeren. Der Nachwuchs macht den Altvorderen beim Spielen, Basteln, Heimwerken, im Sport oder bei der Autowahl regelmäßig etwas vor.

Die Methode hat System. "Männer in den Medien", so eine Studie des Österreichischen Sozialministeriums, werden fast durchweg diskriminiert. Auf 350 Seiten wird anhand Dutzender Beispiele aus dem deutschen Werbesprachraum dargestellt, dass sie zu Trotteln gemacht werden - und zu Volltrotteln in der Vaterrolle. Die Autoren merken an, dass es als sexistisch empfunden würde, würden Frauen und Mütter so dargestellt. Vor diesem Resümee lag die Befragung von 2560 Frauen und Männer im Alter von 15 bis 93 Jahren. Untersucht wurden 94 Werbespots, die 58 erfolgreichsten Kinofilme sowie die 83 beliebtesten Fernsehserien der letzten sechs Jahre.

Im Kino sind die meisten Befragten tolerant: Sie empfinden es nicht als anstößig, dass Männer in Szenen lächerlich gemacht werden - was übrigens durchschnittlich einmal pro Stunde geschieht. Familienväter können als Frühstücksmacher, im Ehebett, aber auch im Job schon mal albern rüberkommen. Besonders auffällig: Der moderne Heldentypus Detektiv, der Unternehmensboss und andere "starke" Männer sind tapsig, hinter der harten Schale gefühlig und eigentlich romantisch. Männliche Zuschauer finden die Crew von "(T)Raumschiff Surprise" ärgerlich, nervend und unmännlich. Sie empören sich auch über klassische Comic-Helden wie "Batman", weil sie in Kostümen agieren. Ebenso mögen sie nicht die schleimigen Männerversteher unter ihresgleichen - etwa Richard Gere in "Pretty Woman"- während die Frauen gerade dieses Exemplar unterhaltsam und süß finden.

Bei der Wahl "Held ist männlich oder Held ist attraktiv", fiel das Ergebnis eindeutig aus: Beide Geschlechter bevorzugen den männlichen Helden. Schön muss er nicht sein, aber etwas im Kopf haben. Selbst Schurken sollten Köpfchen haben. Und dann die auffällige Übereinstimmung in punkto Väter: Auf die Frage "Held ist Familienvater oder Held ist frei und ungebunden", entscheidet sich die Mehrheit für den Bindungslosen. Der Familienvater als Held findet bei keiner Generation, auch nicht der älteren, Akzeptanz. Ein Studienteilnehmer brachte es auf den Punkt: "Du schaust dir ja nicht einen Film an über einen Mann, der mit seiner Familie lebt und wo im Endeffekt nichts los ist." Folglich sind mehr als die Hälfte der Filmväter problematische Figuren.

Im Fernsehen teilt sich die Geschlechterwelt. Männer bevorzugen Abenteuer- und Action-Filme, Frauen dagegen Filmdramen, Komödien und vor allem Serien. Letztere werden von Männern selten verfolgt - es sei denn es geht um die "Desperate Housewives". Dagegen war die Kultserie "Sex and the City" nichts für Zeitgenossen mit mehr Testosteron. Trostreich für diese Männer: Auch Frauen finden es nicht gut, dass Männer in Serien oft Waschlappen sind, während ihresgleichen als urgescheit daherkommt.

Immerhin - bei den Werbespots sind sich Männlein und Weiblein einig. Ein verblödeter Mann neben einer attraktiven Frau veranlasst weibliche wie männliche Zuschauer zum Weiterzappen. Gänzlich ungnädig reagieren Frauen auf Oberlehrer in der TV-Werbung: Sonntagsväter, die aalglatte Arroganz des "Gillette"-Mannes und vor allem der "Calgon"-Besserwisser, der eine Frau dröge belehrt, dass mit seinem Pulver die Überschwemmung nicht passiert wäre. Darüber können Männer nur lachen.