Hamburg - Nur wenige Worte genügten, um der französischen Königin Marie Antoinette ihren unrühmlichen Platz in der Weltgeschichte zu sichern. "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen", soll die verschwendungssüchtige Regentin über ihr Hunger leidendes Volk gesagt haben. Oder auch nicht. Auf jeden Fall ranken sich um das Leben der Frau, die im Alter von 38 Jahren unter der Guillotine starb, zahlreiche Geschichten und Gerüchte. Grund genug für Regisseurin Sofia Coppola, einen opulenten Spielfilm daraus zu machen.
Marie Antoinette war die Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Im Alter von nur 14 Jahren wurde sie aus Gründen der Staatsräson mit dem französischen Thronfolger verheiratet. Lange Zeit bleibt das Paar kinderlos. Marie Antoinette liebte Mode, Frisuren, feierte Feste. Dem Intrigantenstadl am Hof stand sie fassungslos gegenüber. "Das ist lächerlich", sagt sie über die Hofetikette. "Das ist Versailles", antwortet ihre adlige Gesprächspartnerin. In der Titelrolle des neuen Coppola-Films überzeugt Kirsten Dunst. Vielen ist die Schauspielerin besonders durch die Szene aus "Spider-Man" im Gedächtnis, in der sie den kopfüber hängenden Helden im strömenden Regen ausführlich küsst.
Kirsten Dunst hat Wurzeln in Hamburg-Volksdorf. Bisher war der Stadtteil nicht gerade als Außenstelle der US-Traumfabrik bekannt, aber hier wohnen große Fans des Filmstars: die Großeltern der amerikanischen Schauspielerin, Hermann und Inge Dunst. Ihr Sohn Klaus ist der Vater von Kirsten.
"Sie war ein sehr süßes Kind und hatte enorm viel Charme", erinnert sich Inge Dunst und belegt das mit Fotos ihrer Enkelin. "Schon als sie noch Pampers trug, hat sie im Restaurant die Bedienung so lange angestrahlt, bis sie zu uns an den Tisch kam." Die Schauspielerin begann im Alter von drei Jahren bei einer Kinderfotoagentur, wirkte in vielen Werbefilmen mit, bevor Woody Allen sie in seinem Beitrag zu den "New York Stories" besetzte. Da war sie erst sieben. Fünf Jahre später spielte sie schon die blutsaugende Geliebte von Brad Pitt in "Interview mit einem Vampir".
Ab und zu haben die Dunsts aus Hamburg die Dunsts in den USA besucht. Aber manchmal gab es auch in Europa die Gelegenheit zu einer Begegnung. Inge Dunst war bei Dreharbeiten in Prag und bei der "Spider-Man"-Deutschlandpremiere in Berlin dabei. "Aber man kommt dann gar nicht richtig an sie ran. Ständig sitzt sie im Hotel und gibt Interviews, oder sie wird geschminkt, und alles zupft an ihr herum", klagt die 83-Jährige.
Sie verfolgt das Leben von Kirsten, die 24 Jahre alt und eins von insgesamt vier Dunst-Enkelkindern ist, aus der Ferne mit Interesse, schreibt ihr, aber die Schauspielerin kommt kaum dazu, auf die Briefe zu antworten. Zuneigung schließt Kritik nicht aus. Einige der Filme, in denen Kirsten mitgespielt hat, haben Inge Dunst nicht gefallen. "Ich wünsche ihr, dass sie mal einen Film mit richtig viel Tiefgang macht", hofft sie. Dass solche Rollen gerade in Hollywood nicht auf den Bäumen wachsen, ist ihr aber klar, und sie gibt sich versöhnlich: "Ich finde, es ist schon allerhand, was sie schafft."
FILM INFO
Marie Antoinette
USA 2006, 123 Minuten
Kosten: 40 Millionen Dollar
Regie: Sofia Coppola
Drehbuch: Sofia Coppola
Darsteller: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman, Steve Coogan, Molly Shannon, Rip Torn
Start: 2. November 2006
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