“Gossip Girl“ gilt als der neue Hype nach “Sex and The City“. Ganze Internet-Blogs widmen sich den Intrigen der Protagonistinnen und ihrer exquisiten Kleiderwahl.

Serie: Gossip Girl. 16.10 Uhr ProSieben

Teenager sind zum Fürchten. Sie sind hyperempfindlich, verfügen über eingebaute Heuchelei-Detektoren und rasiermesserscharfe Zungen. Mit seismischer Genauigkeit registrieren sie jede kleinste Koalitionsverschiebung in ihrem Umfeld. Das könnte der Einstieg in eine brillante Sozialkompetenz sein - kämen ihnen nur nicht die Hormone in die Quere. Aus diesen Grundstoffen macht "Gossip Girl" ein sattes, smartes Sittengemälde, das auch Zuschauer/innen über 30 amüsiert. Als die Serie 2007 im kanadischen Fernsehen und im iTunes-Store startete, ahnte noch niemand, dass hier der nächste Hype nach "Sex and The City" geboren wurde. Der Inhalt - die Irrungen und Wirrungen der "rich kids" in New York - war nicht gerade neu. Inzwischen aber überschlagen sich Medien-, Mode- und Designer-Fachpresse mit Lob, das New York Magazin feierte die Serie als "Best.Show.Ever". Der Erfolg vervielfacht sich vor allem im Internet: Ganze Blogs widmen sich mittlerweile den Intrigen der Protagonistinnen und ihrer exquisiten Kleiderwahl. "Gossip Girl" schreibt Fashion-Geschichte.

Erzählt wird von der kitzelnden Dekadenz der High-Society-Jugend an einer New Yorker Privatschule: Junge Leute mit zu viel Geld, zu vielen Statussymbolen und der ganzen grandiosen Kulisse von Manhattan, um damit anzugeben. Was sie in den sündhaft teuren Appartments ihrer Eltern, im Fond der Chauffeur-Limousinen, auf Koks-Partys und in der Schule so treiben, bewegt sich in etwa zwischen Paris Hilton und Tom Wolfes "Fegefeuer der Eitelkeiten". An der Spitze stehen die blonde Serena und die brünette Blair - Engel und Teufel in Prada.

Serena van der Woodsen, vormals heißester Feger ihrer Klasse, hatte sich nach einer Affäre mit dem Freund ihrer besten Freundin Blair Waldorf auf ein Internat zurückgezogen und kehrt nun mit guten Vorsätzen zurück in die Schlangengrube. Aber Blair ist entschlossen, Serena an den Rand zu mobben. Als genusssüchtiger Zyniker assistiert ihr dabei Hotelerbe Chuck, während ihren Freund Nate zeitweilig überraschende Skrupel plagen. Als Kontrast stehen diesem Zirkel halb fasziniert, halb angewidert zwei "normale" Sprösslinge gegenüber: Mitschüler Dan (modisch leider Entwicklungsgebiet) und Schwester Jenny. Ihr Vater betreibt "nur" eine alternative Galerie.

Aber Eltern bleiben Randfiguren. Alle Fäden führt das unsichtbare "Gossip Girl" als Erzählerin zusammen: Es versorgt via SMS, Handy-Fotos und Blog alle Mitschüler über die neuesten und intimsten Infos aus dem inneren Zirkel. Wie vormals der Klatschreporter in "L.A. Confidential".

Erfunden wurde diese sarkastische, böse und temporeiche Story von der amerikanischen Bestseller-Autorin Cecily von Ziegesar, die selbst auf eine New Yorker Privatschule ging. Da bekam sie offenkundig einen Blick für heimliche Hierarchien, neidische Underdogs und Teenager-Psychokriege. Seit das Buch erschien, werde sie von ihrer alten Schule nicht mehr eingeladen, sagte Ziegesar in einem Interview.

Sehenswert sind die weltweit bekannten Drehorte (u. a. Fifth Avenue, Central Park) und die opulente Ausstattung der Serie. Was Serena, Blair und ihre Mistreiter tragen - Chanel, Gucci, Miuccia Prada, Hilfiger, Choo - ist teuer, war aber in den USA innerhalb von Stunden nach jeder Folge ausverkauft. Designer sollen sogar Schlange stehen, um die Darstellerinnen mit Blazern, Stiefeln, Accessoirs und Party-Kleidern auszustatten.

"Gossip Girl" markiere "eine Abkehr vom lässigen, improvisierten Hollywood-Style", sagte eine Fashion-Einkäuferin der "New York Times". Jetzt gehe der Trend zum polierten Big-City-Chic, zu den "Glamoristas". Daneben wirken "Germanys Next Top Models" wie dekorierte Küchenstühle.