Der künftige Intendant stellte Pläne, Inszenierungen, 45 bekannte und neue Schauspieler vor

"Jetzt fängt etwas Neues an, und das wird hoffentlich schön", sagte der zukünftige Intendant des Thalia-Theaters, Joachim Lux, gestern. 15 Premieren im Thalia-Theater, vier in der Gaussstraße, mehr als 40 Schauspieler im Ensemble und jede Menge neue Ideen präsentierte Lux auf einer Pressekonferenz über die kommende Spielzeit. Lux, der von August an das Thalia-Theater leiten und von Ulrich Khuon übernehmen wird, der seinerseits ans Berliner Deutsche Theater wechselt, will am 3. September mit einer Premiere starten, bei der alle Hamburger mitmachen können. "2beornot2be" heißt das Projekt des künftigen leitenden Regisseurs des Hauses, Luk Perceval, den man in Hamburg noch vom zwölfstündigen Shakespeare-Marathon am Schauspielhaus, "Schlachten", in bester Erinnerung hat. Nach Percevals Konzept zum berühmtesten Hamlet-Monolog kann sich jeder Zuschauer dazu anmelden, sich für drei Minuten auf der Bühne spielend mit der Frage nach dem Sinn des Lebens auseinanderzusetzen (www.thalia-theater. de).

Als erste Schauspielpremiere folgt einen Tag später ein anderes Projekt von Luk Perceval, "Die Kennedytrilogie", die sich mit dem ehemaligen US-Präsidenten und seinem Familienclan beschäftigt. Es spielen unter anderen Bibiana Beglau, Hans Kremer und Sandra Flubacher. Zwei weitere Regiearbeiten von Perceval zeigen im Herbst Shakespeares "Othello" (mit Julia Jentsch und Thomas Thieme), eine Inszenierung, die von den Münchner Kammerspielen übernommen wird und schon bei ihrem Gastspiel zu den Autorentheatertagen 2004 auf heftige Reaktionen stieß, und "Nach der Probe", Ingmar Bergmans Studie über das Theater, die vom Schauspiel Hannover kommt. Darin spielt unter anderem Wolf-Dietrich Sprenger, einst und demnächst wieder Ensemble-Mitglied.

Lux hat sich sein 45-köpfiges Ensemble sorgfältig aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zusammengestellt. Ebenso die Regisseure, zu denen neben Perceval vor allem Nicolas Stemann zählt, den man vom Thalia bereits gut kennt ("Ulrike Maria Stuart", "Die Räuber"). Mit Stemanns Inszenierungen wird es Anfang Oktober einen weiteren Premierenreigen geben, am 2. "Die Kontrakte des Kaufmanns", Elfriede Jelineks neues Stück zur Wirtschaftskrise, das heute Abend im Schauspiel Köln uraufgeführt und dann nach Hamburg übernommen wird, sowie am 3. Lessings "Nathan der Weise", ebenfalls eine Koproduktion mit Köln, in der unter anderen Philipp Hochmair, Felix Knopp, Sebastian Rudolph und Maja Schöne spielen, die man von Hamburger Bühnen kennt.

Ebenfalls wieder hier zu sehen sein werden Sven-Eric Bechtolf und Hans Kremer, Barbara Nüsse, Josef Ostendorf, Angelika Thomas, Bibiana Beglau, Bernd Grawert und Oda Thormeyer. Weitere Ensemble-Mitglieder werden Jens Harzer, Patrycia Ziolkowska und Bruno Cathomas sein. Aus dem Thalia-Ensemble bleiben unter anderem Victoria Trauttmansdorff, Christoph Bantzer, Alexander Simon, Felix Knopp und Lisa Hagmeister. Lieblinge wie Maren Eggert, Peter Jordan oder Daniel Hoevels werden am Thalia gastieren. Zu den Höhepunkten des Neubeginns zählt Jan Bosses "Peer Gynt"-Inszenierung (Premiere: 16. September) mit Jens Harzer in der Titelrolle.

Ein Schwerpunkt im Programm von Joachim Lux ist die Zusammenarbeit mit der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Ihr Stück "Abraumhalde" wird am 4. Oktober uraufgeführt, sowie im September der Monolog "Jackie O.", den Katharina Matz spielen wird. In der Gaussstraße wird Jette Steckel am 10. September Ilija Trojanows Roman "Die Welt ist groß und Rettung lauert überall" auf die Bühne bringen (eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen). Im Herbst folgt dort Oscar Wildes "Bunbury".

Im Oktober gibt es im großen Haus "Die Marx-Saga", nach einem Roman des Spaniers Juan Goytisolo. Die Spielzeit wird sich fortsetzen mit Shakespeares "Richard II.", inszeniert von Cornelia Rainer, "Ödipus, Tyrann" in der Regie von Dimiter Gotscheff, Werner Schwabs "Die Präsidentinnen" (Regie: Jan Bosse), Büchners "Woyzeck", inszeniert von Jette Steckel, und "Andersen", bei dem Stefan Pucher Regie führen wird. Zum Abschluss der Saison folgen Gorkis "Kinder der Sonne" (Regie Luk Perceval) und der berühmte Hamburg-Film "Große Freiheit Nr. 7" als Bühnenstück (Regie: Cornelia Rainer).

Viel, sehr viel hat sich Joachim Lux vorgenommen. Er hat gut geplant und, so scheint's, ein Händchen für aufregende Schauspieler und Regisseure. "Wir setzen auf ein Ensembletheater", sagt er bestimmt. So will es ja auch die Tradition am Thalia. So erzeugt man Spannung und hoffentlich auch große Theaterabende. Für Zuschauer gibt es viel, sehr viel zu entdecken.