Der Künstler Peter Piller erhält den renommierten Hamburger Edwin-Scharff-Preis für seinen hintersinnigen Blick auf die Welt

Hamburg. Kultursenatorin Barbara Kisseler ist sich ganz sicher. Die Werke des Hamburger Künstlers Peter Piller, 43, prägen "das Kulturleben der Stadt seit Jahren". Dabei nimmt Piller "nur" das zur Grundlage seiner Kunst, was unser Leben prägt: Bilder aus den Medien, tagtägliche Motive. Der Unfall, der abgesperrte Tatort, der erste Spatenstich oder die Rekordernte sind wiederkehrende Medienmotive. Peter Piller sammelt und archiviert sie, auf humorvolle bis groteske Weise. Für solch unbeschwert intelligente Bilderarbeit erhielt er jetzt eine der renommiertesten Hamburger Kunstauszeichnungen, den mit 7500 Euro dotierten Edwin-Scharff-Preis. Vom heutigen Sonnabend an ehrt den Künstler zudem eine kleine und eher ungewöhnliche Ausstellung in der Harburger Sammlung Falckenberg.

Zu seiner Kunst kam Peter Piller eher zufällig. Um sich seinen Unterhalt als Student der Künste zu verdingen, jobbte er in einer Hamburger Medienagentur. Dabei entstanden nicht nur einfallsreiche und von nonchalantem Witz getragene Zeichnungen des Büroalltags. Piller entdeckte bei seiner täglichen Medienarbeit auch die Motivarmut in der schier unüberschaubaren Fülle der Pressebilder. Da sind der "gefundene Blindgänger", der "Brand im Nachbarsdorf" oder "suchende Polizisten". Dieses kollektiv-mediale Bildgedächtnis in seiner bisweilen banalen wie komischen Absurdität kommentarlos zu kommentieren, gelingt Peter Piller wie keinem anderen, der sich auf das "Mediengeschäft" einlässt. Mit Hintersinn? Ja, aber einem ganz vordergründigen, wie er auf seiner Website www.peterpiller.de klarstellt: "Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre."

Piller, der auch in Leipzig als Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst lehrt, zeigt die aktuelle Ausstellung jetzt von einer anderen Seite. Hier wir der Blick auf sein weniger bekanntes zeichnerisches Oeuvre gelenkt, die "Peripheriewanderungen". In mehreren Städten begab sich Piller zu Fuß durch ihre Randgebiete, entlang Stadien, Kirchen, unspektakulären Bauten statt imposanten Wahrzeichen. Mit Tusche und Bleistift entstanden dabei kartografische Knäuel aus Raum und Zeit, mit dem vertrauten Vorstadtterrain haben sie wenig gemein. Es gibt sie also doch noch, Bilder frei von medialem Stereotyp und Klischee.

Peter Piller - Das Messer im Geldschrank 16.6.-19.8. 2012 Sammlung Falckenberg, Wilstorfer Straße 71, Tor 2. Besuch nur mit Führung und nach Anmeldung: T. 040/32 50 67 62