Eine Arte-Dokumentation zeigt wenig bekannte Seiten des Generals und Präsidenten

Er war einer der wichtigsten politischen Akteure des 20. Jahrhunderts, als Militär und Politiker, Organisator des Widerstands gegen Hitler-Deutschland und als Identifikationsfigur der französischen Nation. Aber neben Machtwillen und Stärke kannte Charles de Gaulle (1890-1970) auch Selbstzweifel und Momente der Schwäche, in denen er bereit war, politische Macht und gesellschaftlichen Einfluss aufzugeben und sich zurückzuziehen. Um dieses Spannungsfeld geht es in der Arte-Dokumentation "General de Gaulle - Riese auf tönernen Füßen", die sich darum bemüht, die Persönlichkeit hinter dem Mythos sichtbar zu machen.

Auf der Grundlage einer schier unglaublichen Fülle dokumentarischen Filmmaterials zeichnet Autor Patrick Jeudy das Leben des Generals nach, wobei er fünf historische Situationen in den Mittelpunkt stellt, in denen de Gaulle in eine schwere persönliche Krise geriet. Zum ersten Mal geschah das 1940, als er mit der Flotte seiner freien französischen Streitkräfte mit dem Versuch scheiterte, die Truppen der mit den Deutschen kollaborierenden Vichy-Regierung in der westafrikanischen Metropole Dakar zu besiegen. Der Vorwurf, er habe Franzosen auf Franzosen schießen lassen, traf ihn damals schwer.

Im Mai 1968, als französische Arbeiter streikten, Studenten auf die Barrikaden gingen und Demonstranten seinen Rücktritt verlangten, war der Präsident der Republik für kurze Zeit heimlich nach Baden-Baden gefahren und damit von der politischen Bühne verschwunden. Nach seiner Rückkehr gab er wenig später in Paris dem Journalisten und Schriftsteller Michel Droit ein Fernsehinterview, in dem er mit beispielloser Offenheit Auskunft über die kritischen Situationen seiner Karriere gab.

Dieses außergewöhnliche Interview bildet die Klammer der Dokumentation, die freilich etwas daran krankt, dass Jeudy historische Ereignisse und Situationen oft nur unzureichend einordnet. Zudem ist der kommentierende Text merkwürdigerweise an den General persönlich gerichtet, was sich als stilistisches Mittel in einer 84-Minuten-Dokumentation schnell abnutzt und auch der Sachlichkeit abträglich ist, der der Film eigentlich verpflichtet sein will.

"General de Gaulle - Riese auf tönernen Füßen" heute 20.15 Uhr, Arte