In einem Programmschwerpunkt geht Arte der Frage von “Britishness“ nach

Der Witz ist alt, aber immer noch bezeichnend. Die Schlagzeile einer britischen Zeitung lautete einst: "Nebel im Ärmelkanal. Kontinent abgeschnitten." In diesen fünf Worten manifestiert sich ein zentraler Aspekt des Selbstverständnisses im Vereinigten Königreich: ihre Insularität und der feste Wille, Tatsachen aus einer besonderen Perspektive zu betrachten. Rund um das 60. Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. und vor den Olympischen Sommerspielen in London widmet Arte der "Britishness" jetzt einen eigenen Programmschwerpunkt.

Den Auftakt macht am Sonnabend die Dokureihe "Frankreich/England - Beste Feinde". Die englische Historikerin Lisa Hilton dröselt darin auf, wieso es beide Nationen trotz gegenseitiger Bewunderung und Zuneigung bisher nicht geschafft haben, die latenten Spannungen zu überwinden - auch wenn sie heute der Tunnel unter dem Ärmelkanal verbindet, der Kontinent eigentlich nie mehr abgeschnitten ist.

Zum Thema Verbindungen hätten sicher auch Hamburger etwas zu sagen, denn trotz der größeren geografischen Entfernung besteht zwischen der Hansestadt und den Briten eine gewisse emotionale Nähe. Ob die auf der gemeinsamen Liebe zum Understatement, einem durchaus verwandten Humorverständnis oder auf der durch zahlreiche dramatische Fußballspiele geschmiedeten Schicksalsgemeinschaft basiert, sei dahingestellt.

Wie immer, wenn es um nationale Eigenschaften geht, ist die Klischeefalle nicht weit. So gehörte es lange zur Tradition der Resteuropäer, die britische Küche entsetzlich zu finden. Was heute in den Töpfen und Pfannen auf der Insel brutzelt, untersucht in der am Montag beginnenden zehnteiligen Dokureihe "Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener in Großbritannien" die Wahl-Hamburgerin. Und die sind definitiv interessanter als Fish 'n' Chips.

Zu den Programmhöhepunkten an diesem Wochenende zählen außerdem Adeles Konzert in der Royal Albert Hall, Stephen Frears' vielfach ausgezeichneter Film "Die Queen" mit einer großartigen Helen Mirren und die Dokumentation "London - Eine Stadt will hoch hinaus", über die bauliche Entwicklung der Themse-Metropole.

Fans von Jeremy Irons können sich ab Montag auf die gut elfstündige Verfilmung von "Wiedersehen mit Brideshead" freuen. Die unvergleichliche Margaret Rutherford und ihre Paraderolle Miss Marple bekommen am 17. Juni einen eigenen Themenabend.

Interessant könnte auch die Web-Video-Reihe "Afternoon Tea" werden, in der Brian Melican typische Geschichten aus dem Alltag aufgreift. Die Palette reicht vom Pint-Glas über Cricket-Schläger bis hin zum beliebten, aber sehr gewöhnungsbedürftigen Hefe-Brotaufstrich Marmite. Die Blog-Reihe will auch hinterfragen, welche Definitionen von "Britishness" der Aktualität überhaupt noch gerecht werden.

"Britishness: Frankreich/England - Beste Feinde" Sa 9.6., 20.15, Arte