Hamburg. Gil Evans (1912-1988) war ein Phänomen: Einerseits pflegte der kanadische Pianist und Arrangeur einen delikaten Stil feinster Klangabstufungen, schrieb seine Arrangements aber quasi unleserlich und warf sie dann oft genug auch noch weg. Zum Glück fischte seine Frau die Blätter meist rechtzeitig aus dem Müll, sodass die NDR-Bigband im NDR-Jazzkonzert im Rolf-Liebermann-Studio genügend Material auf den Pulten hatte. Und zu Evans 100. Geburtstag diejenige, die am besten damit umgehen konnte. Maria Schneider war in den letzten Lebensjahren Evans' Assistentin und ist heute eine der führenden Bigbandstimmen der Gegenwart geworden.

Ganz in Evans' Geist ließ sie dessen Werk Revue passieren, von frühen Bebop-Arrangements hin zum späten, elektrisch-rockigen Ansatz. Die Erweiterung der traditionellen Bigband-Besetzung wurde zur Wunderfahrt ins Märchenland des Klanges. Das spanische CMS Trio unternahm nach anfänglichen Startschwierigkeiten schön anzuhörende Ausflüge ins iberische Einzugsgebiet. Klangästheten kamen an diesem Abend auf ihre Kosten.