Das britische Trio Saint Etienne aus London huldigt mit dem neuen Album “Words And Music By Saint Etienne“ dem tanzbaren Indie-Sound.

Hamburg. Sieben Jahre ohne. Ohne die federleichte Elektronik und ohne die Stimme von Sarah Cracknell, deren Honigweichheit und Charme eine ganze Generation von Popkritikern rühmte. Das nun doch vorliegende achte Album, "Words and Music by Saint Etienne" gibt sich trendy und verführerisch-poppig. Dabei ist es ein klassisches Nostalgie-Werk, das sich perfekt in die Rückwärts-Welle fügt. Mit launigen Retro-Melodien und schlimm-schönen Synthesizern werden da der "DJ" oder die "Last Days Of Disco" beschworen. Mit den catchy Hooks von "I've Got Your Music" ist Saint Etienne endgültig bei Madonna in ihren geschmackssichereren Tagen angekommen.

Das ganze Album ist eine Liebeserklärung an die Segnungen des Pop. Musik, das wissen wir alle, kann Leben retten und sogar über den Tod des Goldhamsters hinweghelfen. In "Over The Border" referiert Saint Etienne Jugenderinnerungen von den Dexys bis zu New Order. An die erste Single, erworben in einem Plattenladen 1974. "Ich ging nicht in die Kirche. Ich brauchte das nicht", singt Sarah Cracknell und später "When I Was Seventeen".

Es ist bei aller gewissen Wehmut, die da aus den Zeilen und Klangspuren über das Verrinnen der Zeit dringt, ein schönes Wiedersehen. Anfang der 1990er-Jahre erfand sich diese Band aus den Sandkastenfreunden, ehemaligen Musikjournalisten und Kleinstlabelbetreibern Sarah Chracknell, Bob Stanley und Pete Wiggs. "Foxbase Alpha" hieß das Debüt. Und manches war schon immer anders bei dieser Band, die stilistisch eher einem eleganten, auch mal grüblerischen Edel-Pop zugeneigt war, eher den Beach Boys und dem italienischen House als Rübel-Rock. Passend dazu benannte sich Saint Etienne nicht etwa nach einem britischen, sondern nach einem französischen Fußballverein. Die Musik klang auf eine glamouröse Art weichgespült, aber nie seelenlos. Die stilbewusste Cracknell inszenierte sich als Debbie Harry des Indie-Pop.

Über die Jahre hat das Trio sein Konzept variiert. Auf "Tiger Bay" (1994) fanden Folkelemente Eingang in die Musik, "Sound Of Water" (2000) setzte auf flirrende Atmosphären, wie sie sonst nur Air fabriziert. Wenn in "Tonight" so drängend urban der Tanzflur gepriesen wird, zeigt sich, dass Saint Etiennes Pop, ob nostalgisch oder nicht, von seiner Kraft in den Jahren der Abwesenheit nichts eingebüßt hat.

Saint Etienne: "Words and Music by Saint Etienne" Universal; www.saintetienne.com