Ruben Jonas Schnell spricht über seinen Radiosender ByteFM, die Hansestadt und warum sich der Sender Hamburg als Standort ausgesucht hat.

Hamburg. Ruben, durch welche Musik, welche Gruppen wurdest du sozialisiert?

Ruben Jonas Schnell: Erst einmal durch die Beatles - ganz stark. Meine Eltern haben die Beatles gehört und ich deswegen irgendwann auch, bis ich zehn oder elf Jahre alt war. Ende der 70er kamen AC/DC, das war ein ganz großes Ding. Und dann habe ich angefangen, Radio zu hören ...

... und Radio zu machen.

Schnell: Als ich damit in den frühen 90er-Jahren anfing, hatte ich von Musik zwar eine Grundahnung, aber nicht so wahnsinnig detailliert. Erst durch die Arbeit beim Radio habe ich mich neu aufgestellt und war von Anfang an daran interessiert, Sachen zu machen, die nicht nur einige Hörer ansprechen, sondern unterschiedliche Stile bedienen.

Was dir mit dem Internetsender ByteFM gelungen ist. Seit 2008 seid ihr auf Sendung, alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich. Wie geht das?

Schnell: Überzeugen musste ich niemanden. Das funktioniert nicht. Dafür ist das Engagement zu groß. Niemand musste mir einen Gefallen tun. Es sind einfache Gründe, weshalb es funktioniert hat: Wir spielen Musik, die wir selbst hören wollen. Das ist eine große Motivation. Der Sender stellt das in den Mittelpunkt, was wir selbst wichtig finden. Und zwar erstens: Radio. Zweitens: Musik. Und die Auseinandersetzung mit Musik im Radio. Dazu kommt - und das meine ich nicht negativ -, dass ein jeder Moderator ein Mitteilungsbedürfnis und damit eine gewisse Eitelkeit mitbringen muss, die im besten Fall sehr gesund ist. Mit ByteFM hat er eine Plattform, auf der er sich ausdrücken kann, bei der er gehört wird. Man hat das Gefühl, dass jeder, der dort arbeitet, auch echt ist. Man hat mit seinesgleichen zu tun - und wenn man aus dem Studio rausgeht, dann gibt man jemandem die Klinke in die Hand, der vielleicht andere Musikrichtungen in den Mittelpunkt stellt, aber im Grunde eine ähnliche Vision teilt. Ich glaube, das ist das Tolle.

Hamburger Persönlichkeiten im Interview

Warum sitzt ByteFM in Hamburg?

Schnell: Hamburg ist aufregend genug. Für mich gab es keine Option, das anderswo zu machen. Wir überlegen auch, noch mal nach Berlin zu gehen und dort eine Dependance zu eröffnen. Theoretisch könnten wir auch aus Hameln senden. Aber in Hamburg haben wir sämtliche Bands, und insofern ist der Faktor Großstadt schon sehr wichtig. Die Bands sind sehr wichtig für uns. Und ich war hier - deswegen senden wir von hier aus.

Gibt es einen Hamburger Sound?

Schnell: Nein. Aber die Stadt ist voll, aufregend und attraktiv genug, dass hier eine Menge passiert. Natürlich gab es diese Hamburger Schule und das Grand Hotel, was auch soundprägend ist - ein Zusammenschluss von Leuten, die ähnlich ticken. Es sind immer kleine Konglomerate von Leuten, die ähnliche Musik hören und eine Vision teilen, miteinander abhängen und produzieren. Aber das könnte auch woanders geschehen. Trotzdem: Weil es hier viel Input gibt, gibt es auch viel Output.

Der Produzent und DJ Stefan Kozalla sagt, in Hamburg gebe es im Gegensatz zu Berlin ein "Zweite-Reihe-Gefühl".

Schnell: Ich weiß nicht, wie die Leute in Berlin ticken, aber klar: Berlin ist schnell. Und diese Geschwindigkeit, das Gefühl, ganz vorne zu sein, ist dort sehr prominent. Ich meine, Stefan Kozalla ist auch nicht mehr ganz so jung, er hat viel gesehen und hat es nicht mehr nötig, auf irgendwelche Trends aufzuspringen. Ein Zweite-Reihe-Gefühl habe ich in Hamburg nicht. Das klingt nach einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber Berlin. Ich finde, dass Hamburg komplett autark ist. Nach Berlin kommen Leute, die genau das suchen: schnell und sexy. Nach Hamburg kommt man, weil man sich hier wohlfühlt. In Hamburg ist alles ein bisschen entschleunigter. Das stimmt schon.

Wo trifft man denn Ruben Jonas Schnell, wenn man abends in Hamburg unterwegs ist?

Schnell: Früher war ich oft im Pudel, und ich finde das dort immer toll. Sonst auch in der Astra-Stube. Oder in der Zentrale, überm Thalia-Theater. Die mag ich auch gern. Direkt downtown. Das ist auch typisch Hamburg: coole Veranstaltungen, ein angestammtes Publikum, eher leer, aber wunderschön.