Die Hamburger Sängerin Oceana singt den offiziellen Song der EURO 2012
Hamburg. Mit Fußball hatte Oceana außer dem normalen Interesse einer Sportbegeisterten nicht viel im Sinn, als sie vor ein paar Monaten nach England ging, um dort ihr zweites Album aufzunehmen. Und dass aus einer einfachen Tonfolge der offizielle Song der EURO 2012 werden würde, daran hatte sie erst recht nicht gedacht. Im Studio gab es beim Schreiben neuer Songs ein "o-o-e-e, e-e-e-e" als Refrain mit einem Reggae-Beat unterlegt und dazu die Worte "endless summer". Eine Idee, mehr nicht. Bis Oceanas Produzent sagte: "Das klingt nach Stadion."
"Meine Plattenfirma Embassy of Music hat dann den Refrain an die Uefa geschickt, die auf der Suche nach Songs war," erzählt die 30 Jahre alte Soulsängerin. Den Funktionären gefiel die schlichte Melodie, und aus dem Fragment entstand dann der mit einem schnellen Beat unterlegte Song "Endless Summer". Eine fröhliche, mitsingbare Stadionhymne war geboren.
"Die Uefa hat schon sehr genau geschaut, ob ich mich als Repräsentantin eigne", sagt Oceana. Die in Wedel geborene Tochter einer deutschen Modedesignerin und eines Musikers von der Karibikinsel Martinique musste diverse Male für den Verband auftreten. Mitentscheidend für die Wahl ist nach Oceanas Meinung ihre Popularität in den Gastgeberländern gewesen. Ihr Video zur Single "Cry Cry" hat sie vor drei Jahren in Kiew gedreht, im selben Jahr gewann sie bei einem Festival im polnischen Ostseeband Zopot den Publikumspreis und gab seitdem eine ganze Reihe von Konzerten in Polen.
Nachdem HSV-Profi Dennis Aogo den Sprung in Jogi Löws Kader verpasst hat, ist die Hansestadt wenigstens musikalisch bei dieser EM dabei. Und das gleich zweimal: Denn neben Oceana wird uns auch Roger Cicero, in Berlin geborener und in Hamburg lebender Swingsänger, in den kommenden Wochen in den Ohren liegen, ob wir wollen oder nicht: Er singt in diesem Jahr den offiziellen DFB-Fan-Song "Für nichts auf dieser Welt".
"Für nichts auf der Welt / geb ich uns verloren! / An Tagen wie diesen / werden Sterne geboren", schmettert Cicero im Refrain, aber ob die Fans den Beginn des Songs verstehen, wo von "Scheitern" die Rede ist? Dieses Wort kommt im Sprachschatz der favorisierten deutschen Mannschaft und der euphorisierten Fans wohl kaum vor.
Da will man sich lieber zu Oceanas Song erheben, mit den Hüften wackeln und diesen Fußball-Sommer mit vielen deutschen Toren genießen. Für die dunkelhäutige Sängerin aus dem Hamburger Vorort bedeutet "Endless Summer" einen Karriereschub, den sich so mancher Kicker auf dem Rasen erst verdienen muss. "Fußball macht Menschen glücklich, und ich möchte das mit meiner Musik auch erreichen", sagt Oceana. Das klingt etwas platt, aber wenn man in das strahlende Gesicht unter der Afromähne sieht, glaubt man der jungen Sängerin. Noch wissen wir nicht, ob die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am 1. Juli im Finale in Kiew dabei sein wird. Oceana aber wird im Olympiastadion sein und den hoffentlich endlosen Sommer besingen.