Die Dokumentation “Deutschland von oben“ hat einige Schwächen

Wer schon mal auf einen Kirchturm gestiegen ist, weiß: Aus der Vogelperspektive sehen die Dinge anders aus - erhabener, kleiner, einheitlicher, stiller, schöner. Das Schmutzige ist weit weg, das Störende auch, und so gaukelt einem die distanzierte Winzigkeit vor, dass die Welt in 100 Meter Höhe noch in Ordnung ist.

Dass alles in Ordnung sei, wünscht sich auch diese Kinoversion der gleichnamigen "Terra X"-Reihe, die 2010 mit der ersten Staffel im ZDF begann. 300 Stunden Überflieger-Filmsalat schnurren auf abendfüllende 113 Minuten zusammen, statt geografischer Einteilung bestimmen nun die Jahreszeiten die filmische Chronologie. Hamburg im Winter mit zugefrorener Alster, München im Herbst mit Oktoberfest-Getümmel, das Wattenmeer bei Ebbe, die Zugspitze im Schnee. Benjamin Völz gibt derweil Plattitüden von sich, die denkfaule Autoren aus der Trickkiste gekramt haben. Deutschland könnte natürlich noch viel schöner sein, hätte es da nicht in dunklen Zeiten diesen doofen Bombenkrieg gegeben. Zu Archivaufnahmen gibt es Phrasen wie "Nürnberg wurde eingeebnet" oder "Magdeburg geht unter", so als habe Guido Knopp in der Kaffeeküche des ZDF bei der Wortfindung geholfen. Nichts gegen einen Film, der mit der Schönheit Deutschlands angibt. Bei manchen Bildern kriegt man Lust, die Wanderschuhe zu schnüren, aber muss man das Publikum wirklich für so dumm verkaufen?

++--- "Deutschland von oben" D 2012, 113 Min., o. A., R: Petra Höfer, Freddie Röckenhaus, täglich im Abaton, Passage, UCI Mundsburg/Othmarschen/Smart-City; www.deutschland-von-oben.com