In der Ausstellung “Lost Places“ sind ab Freitag in der Galerie der Gegenwart Fotografien, Videos und Installationen zu verlorenen Orten sehen.

Hamburg. Wenn Fotografien Orte abbildeten, erschienen diese in der Vergangenheit real und als authentisch beglaubigt, selbst wenn es sich in Wahrheit anders verhielt. Dass es im digitalen Zeitalter damit vorbei ist, zeigt ab Freitag in der Galerie der Gegenwart die Ausstellung "Lost Places" mit zahlreichen Fotografien, aber auch mit Videos und Installationen.

Zu sehen sind großformatige Fotografien von Künstlern, die der von Bernd und Hilla Becher begründeten Düsseldorfer Fotoschule angehören, also in der Wiedergabe von Industriearchitektur geschult sind. Doch für Andreas Gursky, Thomas Ruff oder Candida Höfer sind Orte und Räume zum Experimentierfeld geworden, auf dem sich die Grenzen von Realem und Irrealem längst nicht mehr wahrnehmen lassen. Thomas Ruff greift in seinem Zyklus "Nächte" bewusst den grünlichen Farbton der nächtlichen Angriffsbilder aus dem ersten Irakkrieg auf.

Der Verlust von Urbanität kommt in den Bildern zum Ausdruck, die Tobias Zielony 2008 in dem entindustrialisierten und verwahrlosten, zwischen Los Angeles und Las Vegas gelegenen Ort Trona aufgenommen hat. Oder in Jörn Vanhöfens geradezu endzeitlich anmutendem Motiv einer deutschen Müllkippe. Barbara Probst hat mit einem dreiteiligen Zyklus die Gegensätzlichkeit ein und desselben Ortes auf verblüffende Weise zum Ausdruck gebracht: Die Bilder zeigen eine Passantin im selben Moment aus drei verschiedenen Perspektiven, als ob sie sich in drei völlig verschiedenen Stadträumen bewegen würde.

Vom sozialen Wandel eines architektonischen Raums erzählen Guy Tillims Fotografien eines ehemaligen Luxushotels in Mosambik, das von seinem Betreiber aufgegeben wurde und nun von Obdachlosen bewohnt wird. Für Thomas Demand ist die Regierungsbank des alten Bonner Bundestages ein verlorener Ort. Das von ihm aus Papier nachgebaute und erst anschließend fotografierte Ensemble zeigt einen medial vertrauten Ort verflossener Macht in merkwürdiger Verfremdung.

Einen Erlebnisraum besonderer Art hat Jan Köchelmann mit der Installation Dead End Heedfeld realisiert. Der Besucher betritt ein Labyrinth mit Gängen, Treppen und sich unvermutet öffnenden Räumen, kann dessen komplizierte Struktur jedoch beim Blick von oben entschlüsseln. Zu den interessantesten Positionen gehört die Video-Installation von Omer Fast mit dem Titel "Nostalgia I-III": Der aus Israel stammende Teilnehmer der aktuellen Documenta inszeniert Flucht- und Asyl-Situationen, vertauscht jedoch die gewohnten Rollen von Erster und Dritter Welt.

"Lost Places. Orte der Fotografie". 8.6.-23.9., Galerie der Gegenwart, Di-So 10.00-18.00, Do bis 21.00