Privattheatertage: “Fettes Schwein“ glänzt, “Othello“ weniger

Hamburg. Es gibt diese Sternstunden im Theater, bei denen einfach alles stimmt. So geschehen beim Gastspiel von Neil LaButes "Fettes Schwein" von der Komödie am Kurfürstendamm bei den Privattheatertagen. Im variablen, mit zwei Leinwänden versehenen Bühnenbild von Tom Presting überzeugte im Bergedorfer Theater Haus im Park Andreas Schmidt als Businessman Tom, der sich in die wenig repräsentative Pfundsfrau Helen verliebt.

Vor seinen Kollegen, der eifersüchtigen Ex Jeannie (gekonnte Oberzicke: Nicola Ransom) und seinem zotige Sprüche raushauenden Büro-Kumpel Carter (furios: Oliver Mommsen), kann er nicht dazu stehen. Mutig wie Marie Schöneburg als Helen mit ihrer offenen Art, viel Humor und bonbonhafter Aufmachung den nach einem authentischen Menschen lechzenden Tom erobert, aufrichtig anrührend gelingt die Annäherung des ungleichen Paares.

Aber diese Liebe gedeiht nur auf einer einsamen Insel, die die Welt nicht zu bieten hat. "Manchmal reicht all die Liebe in einem nicht aus", muss Tom erkennen. In einer auf äußere Perfektion fokussierten Gesellschaft verlangt eine Beziehung nach einem starken Charakter, den ausgerechnet er nicht hat. Das exzellent gebaute, Oberflächlichkeit entlarvende Stück ist ein Glücksfall für jeden Regisseur. Folke Brabant setzt gekonnt auf die nichts beschönigende, für ein Komödienformat fast zu drastische Sprache, in der abgelegte Liebhaber schon mal als "echte Rohrkrepierer" bezeichnet werden, und auf die Präsenz seiner tollen Darsteller.

Drastik sollte eigentlich auch das Stichwort der Zaimoglu/Senkel-Version von Shakespeares "Othello" sein, die in der Regie des jungen Stefan Nagel vom angesehenen, sehr ambitionierten Kölner Theater der Keller gastierte. Vielleicht liegt es an der ungewohnten Bühnengröße; abgesehen von Makke Schneiders herrlich aasigem Jago kommen die Liebeskonflikte und Hofintrigen um Othello (Josef Tratnik: "Mein Lämmchen") und seine deutlich jüngere Frau Desdemona (Sarah Härtling: "Mein Schokoplätzchen") etwas zahnlos daher. Da helfen auch die vielen Kraftausdrücke nicht. Die Inszenierung huldigt gleichförmig einem um Aktionismus bemühten Ton, der jedoch zu keiner dramatischen Steigerung führen will. Das große Finale verpufft.

Privattheatertage bis 10.6., Infos und Karten unter T. 390 58 70 und www.privattheatertage.de