Hamburg. Es lebe die Mengenlehre im klassischen Konzertbetrieb: Gestern haben die beiden Reihen "NDR Das Alte Werk" und "NDR das neue werk" ihre Programme für die kommende Saison vorgestellt, schön brav geschieden nach Epochen. Doch der Pianist Evgeni Koroliov, weltweit als Bach-Interpret gefeiert, bedient beides, und zwar - für Originalklangpuritaner ein Graus - auf dem Steinway-Flügel.

An Grenzüberschreitendem gibt's beim Alten Werk dann noch das bewährte Format "Baroque meets Jazz": Dieses Mal musiziert der Jazzer Michel Godard auf dem barocken Serpent. Und das "neue werk" präsentiert zusammen mit NDR Jazz die wildgewordene Truppe vom Andromeda Mega Express Orchestra, die selbst und kollektiv komponiert. Ansonsten bleibt jeder hübsch bei seinen Leisten: Das Alte Werk rückt den Renaissancekomponisten Claudio Monteverdi und das Verfahren der Rekonstruktion in den Fokus - die Schnittmenge bildet hier das Auftaktkonzert am 25. September. Thomas Hengelbrock gibt mit seinem Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble gleichsam ein Gastspiel im eigenen Hause. Das neue werk widmet zwei Abende dem Komponisten Wolfgang Rihm. Überschneidung auch hier: "Schubert/Rihm" lautet das Motto. Michael Wolters komponiert im Auftrag des NDR die Musik zu einem Tanzstück. Zur Uraufführung gelangen außerdem Werke von York Höller, Iris ter Schiphorst und Felix Kubin - quer durch die Generationen der Neuen Musik.