Nach ausverkaufter Novembertour kommt die britische Rockband Kasabian für einen Zusatztermin am 5. Juni in das Hamburger Docks.

Hamburg. Es überrascht nicht, dass "Velociraptor!" - das aktuelle Album von Kasabian - ein Ausrufezeichen im Titel trägt: Das Quartett aus Leicester ist zurzeit die größte Britrock-Band der Welt und macht keinen Hehl daraus. "Dieses Album wird dein Leben verändern", erklärt Tom Meigham stellvertretend für seine Kollegen Sergio Pizzorno, Chris Edwards und Ian Matthews. Denn für das UK-Selbstverständnis ist der Titel der größten Britrock-Band oft gleichbedeutend mit dem Titel der "Besten Band der Welt" (Bei aller Bescheidenheit). Und als sei das Ausrufezeichen nicht genug, feuert Kasabian-Sänger Tom Meighan das Wort mit einer intensiven Energie heraus, die ihresgleichen sucht: "Veloci-veloci-rap-TAH".

Die Dinosaurier der Spezies Velociraptor sind gemeinhin durch Steven Spielbergs Blockbuster "Jurassic Park" bekannt. Da sind die theropoden Saurier hochintelligente Killermaschinen; wendig jagt das Rudel seine Beute, taucht aus dem Nichts auf und stürzt sich blitzgeschwind mit sichelförmiger Fußkralle auf das Opfer. Neben dem etwas plumpen Riesenvieh Tyrannosaurus rex wirken diese flinken, fast schon an Ninjas erinnernden Räuber unglaublich cool. Dabei wurden die Raptoren für den Film ordentlich aufgemotzt, eigentlich ist der Velociraptor deutlich kleiner gewesen als die Film-Version: Schnauze, Kiefer, Krallen und Zähne waren bei Weitem nicht so mächtig und das Erbsen-Gehirn nicht in der Lage, die Intelligenz von Delfinen zu übersteigen, wie der Film behauptet. Aber so läuft es eben in der Populärkultur. Das macht nichts, es geht schließlich um die Show - auch bei Kasabian. Deren Gitarre spielendes Aushängeschild Sergio Pizzorno erklärt den Titel des vierten Kasabian-Albums so: "Velociraptoren haben in Viererrudelen gejagt. Sie waren sozusagen die Rock-'n'-Roll-Band unter den Dinosauriern". Ach, Rock 'n' Roll! So einfach.

Unter anderem Namen begab sich die Band schon Ende der 90er auf die Bühnen der englischen Midlands, aber erst 2004 erscheint mit "Kasabian" das erste Album unter dem heutigen Erfolgsnamen. Auch Kasabian bezieht sich übrigens auf berühmte Killer: Die Fluchtwagenfahrerin aus Charles Mansons Mörder-Kult ("Manson Family") hieß Linda Kasabian.

Mit Singles wie "Processed Beats" und "Reason Is Treason" etablierte sich die Rock-Formation schnell in der englischen Szene. "Club Foot" und der darin enthaltene Ausruf "Oooosh - I Tell You I Want You" hat die Herren Mitte 20 dann ganz nach vorn in die Englischen Charts gebracht, und dort sind sie einfach geblieben. Der Zweitling "Empire" und das dritte Album "West Ryder Pauper Lunatic Asylum" haben sich trotz experimenteller Ausrichtung an die Spitze der UK-Albumcharts gemogelt. Das Q-Magazine hat die selbstbewusste Rockband daraufhin als besten zeitgenössischen Act der Welt bezeichnet, während der "NME" Kasabian zweimal zur besten Live-Band wählte. Doch der englischen Presse gefällt natürlich vor allem, dass Kasabian eine englische Rockband ist, die mit ihrem Sound englische Rockgeschichte zitiert. Die Großspurigkeit von Oasis sei da genannt, die epische Gitarrenwucht von Led Zeppelin, Einflüsse von den Stone Roses und Primal Scream ebenso. Der elektronische Zeitgeist holt diesen Mix aus den prähistorischn Urzeiten des Pop ins Jetzt.

Das ist auch auf "Velociraptor!" nicht anders - etwas selbstgefällig, aber durchaus souverän vereinen Stücke wie "Days Are Forgotten", das wirklich starke "Switchblade Smile" und der Titeltrack 50 Jahre englische Rock- und Clubkultur, ohne zu sehr der Attitüde des englischen "Lads" zu entsprechen. Dafür sind die psychedelischen Ausbrüche und orientalischen Klangausflüge der Gruppe zu sehr im Sound verankert, die balladesken Zwischenspiele zu unpatriotisch und die Produktion des Produzenten Dan The Automator ein bisschen zu raffiniert.

Nachdem der Auftritt der Engländer zu den Höhepunkten des letzten Hurricane-Festivals zählte und die Novembertour völlig ausverkauft war, spielt Kasabian am 5. Juni noch einmal im Docks, um sich das Ausrufezeichen auch tatsächlich zu verdienen.

Kasabian Di 5.6. 20.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Karten zu 36,95 im Vorverkauf; www.kasabian.co.uk