Der zweite Fall des grübelnden Kommissars Reto Flückinger (Stefan Gubser) aus Luzern. An seiner Seite ermittelt Liz Ritschard.

Hamburg. Arzt wird mit Skalpell umgebracht. Klingt wie die zwischen zwei Busstationen ersonnene Handlung eines Heftchenromans, ist aber der Auftakt zum "Tatort" aus Luzern, der sich dem schwierigen Sujet Intersexualität nähert. Der Tod ebenjenes Chirurgen kommt allen, so scheint es, ziemlich gelegen: der Ehefrau und ihrem Geliebten (Sie: lockenhaarige Klassefrau, Er: rehäugiger Süßholzraspler), den Angehörigen seiner Patienten, den Kollegen.

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Zum zweiten Mal gibt Stefan Gubser Kommissar Reto Flückinger, ein sexy ergrauter Grübler, der es sich kompliziert macht, wo es auch einfach geht ("Verhaften und gut ist", sagt der Staatsanwalt), und seine Brille so weit vorn auf der Nase trägt, dass sie als Accessoire durchgeht statt als Sehhilfe. An seiner Seite ermittelt Liz Ritschard (Delia Mayer), eine Frau mit lebensklugem Gesicht, die aussieht, als wäre sie geradewegs aus einem Rohmer-Film herausgeplumpst.

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Sensibel, niemals reißerisch nähern sich Autor Urs Bühler und Regisseur Tobias Ineichen in "Skalpell" den Biografien jener Familien, die durch Frühoperationen das Geschlecht des Kindes haben festlegen lassen und heute, alleingelassen, unter der Entscheidung leiden. "Das Kind wird sonst niemals glücklich werden", hatte ihnen der ermordete Chirurg eingebläut - und darum, wer auf welchem Weg glücklich werden kann oder eben nicht, geht es in diesem Film, der zwar nur am Rande spannend ist, aber umso eindringlicher daherkommt. Bei einem Paar, das sein Kind verloren hat, verweilt die Kamera eine halbe Minute länger als üblich. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die einen guten Film ausmachen.

"Tatort: Skalpell" Pfingstmontag, 20.15 Uhr, ARD