Das Live Art Festival auf Kampnagel präsentiert vom 31. Mai bis zum 2. Juni drei tage lang eine Vielzahl von Spielarten der Performance-Kunst.

Hamburg. Constanza Macras ist in Hamburg ein gern gesehener Gast. Die argentinische Choreografin zeigte bei den Lessingtagen "Berlin Elsewhere" und gastiert nun beim Live Art Festival auf Kampnagel. Macras präsentiert ihre gerade bei den Wiener Festwochen uraufgeführte Szenencollage "Open for Everything". Für die Show arbeiteten sie und ihre Gruppe Dorky Park mit Musikern und Tänzern aus Roma-Familien zusammen.

Roma sind für die einen Feindbild, für die anderen ein romantisches Klischee. Macras unterläuft beides, indem sie Menschen und ihre Lebensgeschichten vorstellt, ohne sie jedoch vorzuführen. Vielmehr fordert sie durch die Authentizität und Direktheit der Akteure in der berührenden Show Respekt und Würde für die Roma ein. Außer der groß angelegten Macras-Produktion sind beim Festival auch kleinere Performance-Formate zu sehen. In "Mimosa" (30./31.5., 20 Uhr)versuchen vier Choreografen sich in die Figur Mimosa Ferrera zu verwandeln. Sie spielen ebenso mit Identitäten von Pop-Ikonen, Männer werden zu Frauen und umgekehrt. Die estnische Choreografin Krööt Juurak macht das Publikum zum Mitspieler in "Scripted Smalltalk" (30.5., 19 Uhr, 2.6., 22 Uhr).

Interaktion und Intervention - das Verlassen des Theaterraums oder das Anstiften der Zuschauer zum Mitspielen - sind zwei Stichworte für die beiden neuen Kuratorinnen der vierten Festival-Ausgabe. "Wir wollen den Begriff der Live Art möglichst weit fassen und zeigen verschiedene Formen und Stilrichtungen", erklärt Melanie Zimmermann. Nadine Jessen will das Festival als einen Ausnahmezustand verstanden wissen. "Wir bespielen das ganze Gelände. Auf der Piazza errichtet Djana Kovic aus dem Wiener Performance-Labor Dolce after Ghana eine temporäre Pool-Landschaft." Das Designer-Kollektiv Sur-Livalcamp baut in der Vorhalle eine bewohnbare Installation, in der sich Teilnehmer des Netzwerks Junger Europäischer Zuschauer aufhalten können. "Auf Kampnagel wird zwei Wochen lang gelebt, gearbeitet, Kunst produziert und präsentiert."

Höhepunkt und Abschluss soll die Lange Nacht der Performance am 9. Juni (ab 20.30 Uhr) werden, in der 15 Hamburger Künstler mit den internationalen Gästen zusammentreffen. Jessens Idee ist: "Wir wollen den Skeptikern gegenüber der Performance-Kunst zeigen: Sie hat viele Spielarten, muss nicht schwer verständlich, kann sogar lustig und unterhaltsam sein."

"Open for Everything" Do 31.5. bis Sa 2.6., jeweils 19.30, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestraße 20, Karten zu 15,- bis 22,- unter T. 27 09 49 49;

Live Art Festival 30.5.-9.6.; www.kampnagel.de