The Ting Tings mit Sängerin Katie White sowie Schlagzeuger und Produzent Jules De Martino überkreuzen am 28. Mai Pop im Gruenspan.

Hamburg. Bevor überhaupt ein Ton des neuen Albums von The Ting Tings erklungen ist, setzt bereits das gezeichnete Cover zu "Sounds From Nowhereville" das Kopfkino in Gang. Sängerin Katie White sowie Schlagzeuger und Produzent Jules De Martino inszenieren sich als Slacker-Zombies mit Baseball-Kappe und Sonnenbrille auf dem Totenschädel, mit lässigen Shirts am fahlen Leib. Vielleicht ist der Look eine überspitzte Reaktion darauf, dass auf die Übererfolgsnummer "That's Not My Name" und dem millionenfach verkauften Debütalbum "We Started Nothing" aus dem Jahr 2008 eigentlich nichts mehr kommen kann als der künstlerische Abstieg und Verfall.

Doch auf ihrer zweiten Platte gibt sich das Duo keineswegs morbide. Stattdessen beweisen die beiden Multiinstrumentalisten, dass sie auch auf der Langstrecke durchaus punkten können in Sachen Frische und Coolness. Nach viel Tourbetrieb und dem ein oder anderen kreativen Tief fanden The Ting Tings unter der Sonne Spaniens neue Inspiration. Entstanden sind zehn Songs, die Hip-Hop, Elektronica und Rock mit rauem, verspieltem Charme verquicken.

Rap und Riffs sind im Pop schon lange ein beliebtes Stilmittel. Und die vorab ausgekoppelte Single "Hang It Up" transportiert tatsächlich viel von der Energie, wie sie einst etwa Run DMC und Aerosmith mit "Walk This Way" freisetzten. Zum dreckigen Funk gesellt sich Katie Whites Stimme, die in ihrem Trotz sofort an eine prototypische englische Rotzgöre denken lässt. Und Zeilen wie "Everybody loves somebody to hate", garniert an Kuhglockengeläut, tun ihr Übriges, um selbst im Jahr 2012 noch eine muntere Distinktionshymne zu erschaffen.

Zwar lässt sich bei dem Albumtitel "Sounds From Nowhereville" an all die tristen Nicht-Orte und Vorstädte denken, die derzeit auch im britischen Kino zuhauf abgelichtet werden. Doch die Punk-Attitüde manifestiert sich bei The Ting Tings weniger in sozialkritischen Versen, sondern vielmehr in den grob geschnitzten, aber höchst griffigen Melodien und Beats. Musik für Skater-Kids mit zerschlissenen Hosen. Lieder, um im Park Bier zu trinken. Oder am 28. Mai im Gruenspan.

The Ting Tings Mo 28.5., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 23,80 im Vorverkauf; www.thetingtings.com