Wir waren so glücklich. Wir lebten in einer kleinen Hütte im Garten ihrer Eltern. Bekamen Geld von ihnen. Einmal die Woche mussten wir dafür raus, ins Wohnzimmer und dort kleine Kunststücke vollführen, gerne in grünen Glitzeranzügen. Es kamen auch noch andere, das wussten wir. Manchmal sahen wir ernste Frauen über Politik sprechen. Oder Matrosen, die mit Händen und Knien vom Meer erzählten.

Doch eines Tages dann sagte sie, ihre Eltern hätten nun kaum noch Geld. Die ganzen Kunststücke. Die beiden standen drüben im Wohnzimmer und sahen uns schulterzuckend durch das Panoramafenster an. Winkten anschließend zaghaft.

Und nun, fragte ich. Wir müssen was zu Geld machen, sagte sie. Sie nahm die Puppenbetten, in denen wir bis dahin gelegen hatten, und verkaufte sie. Ebenso unsere Kleidung - bis auf die grünen Sportanzüge, die wir nun täglich trugen und nachts wie Fahnen zum Lüften aufhängten.

Sie entfernte Mauer um Mauer aus dem Häuschen und verkaufte sie nach Berlin. Nun gab es nur noch einen Raum. Intimität schreiben wir nun groß, sagte sie, und ich ging meist raus, ging dorthin, wo früher das Bad gewesen war. Auch das Klo hatte sie verkauft, das Waschbecken, überall Löcher. Drüben löschten die Eltern nun das Licht, damit wir durch das Panoramafenster nicht die ernsten Frauen und die Matrosen sahen, die noch immer kamen.

Eines Morgens dann spürte ich die Kälte am Kopf. Meine Haare, sie hatte sie abrasiert und an eine Perückerie verkauft. Später meine Zähne. Ein Stück meiner Rückenhaut, die nun bei einem Indianerstamm in der Nähe Iowas hinge, wie sie sagte.

Ich schlief kaum noch. Im Dämmerschlaf spürte ich oft, wie sie immer wieder an mir zerrte. Zog. Bis da eines Nachts dann Männerstimmen waren. Klobige Männerfingerkuppen, die in meine Bauchdecke drückten. Mich an den Füßen packten und davonzogen. Tschüs, hörte ich ein Wispern. Tschüs.