Der Netz-Navigator führt heute zur zweiten Inhaltsebene von Zeitungsartikeln

World Wide Web. Nachrichten aus der Finanz- und Wirtschaftswelt spalten die Gemüter. Für die einen gehören sie zum täglich Brot, sind ganz natürlicher Teil des Tagesablaufs und problemlos verständlich. Für die anderen scheinen sie böhmische oder gar Potemkinsche Dörfer zu sein: Sie vermuten hinter komplexen Sachverhalten und unbekanntem Fachvokabular gähnende Inhaltsleere.

Die Berliner Künstlerin Anke Becker hat sich auf die Suche begeben, durchleuchtet Artikel der "Financial Times Deutschland" auf überraschende Art und Weise. Dafür braucht sie weder Fachwörterbuch noch BWL-Studium; nur einen schwarzen Filzstift und den Blick für eine Inhaltsebene, die, unerkannt von Autoren wie Lesern, in den Zeilen lauert.

Denn sie liest die Texte ganz anders, als man das normalerweise tun würde. Mit großzügigen Schwärzungen und dem Blick für alternative Zusammenhänge enthüllt sie überraschend Poetisches in vermeintlich drögen Artikeln über Börsengänge, Finanzkrisen, ihre Verlierer und Gewinner. Und auf einmal stehen statt 30 Zeilen nur noch knapp genauso viele Buchstaben auf dem lachsfarbenen Papier: "Geld und spannendere Dinge; Schönheit etwa."

Eine Sentenz, die schon ganz normal aufgeschrieben Wirkung zeigt. Doch herausgestrichen aus einem Artikel, als Wortinseln in einem ansonsten schwarzen Meer der Striche, beeindruckt sie noch deutlich mehr. Genau wie viele der anderen mal hintersinnigen, mal berührenden rhetorischen Fundstücke der Künstlerin.

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