Hamburg. Dieses Geschäftsmodell ist einfach beneidenswert: David Guetta, französischer DJ und Produzent, muss nur noch auf "Play" drücken und anwesend sein, um Tausende zu Jubelstürmen hinzureißen. Auf der Bühne in der ausverkauften O2 World ist er am Sonnabend ganz allein, umgeben wird er von dekorativer DJ-Technik und diversen leuchtenden, blinkenden, funkelnden Elementen. Und er steht da, winkt, grinst, ruft Freundlichkeiten in die feiernde Menge. Zwischendurch dreht Guetta mal an einem Regler, setzt seine Kopfhörer auf und wieder ab.

Das sieht zwar nach Arbeit aus, die aber ist längst getan. Die Tracks sind fertig produziert, der Ablauf mit Sicherheit minutiös durchgeplant. Schließlich muss der Lichttechniker wissen, wann er welche Lasershow abzufahren hat, wann die Nebelwerfer und Pyroeffekte am besten zur Geltung kommen.

Der Maestro hingegen kann sich ganz auf das Repräsentieren konzentrieren. David Guetta ist überlebensgroß geworden. Die Rolle des DJs, der auf sein Publikum eingeht, die Stimmung auf der Tanzfläche erspürt und mit dem richtigen Song zur richtigen Zeit aus zahlenden Gästen eine entfesselte Meute macht, hat er abgelegt, er braucht sie nicht mehr. Er wird dafür gefeiert, dass er seine eigenen Titel in der von ihm festgelegten Reihenfolge spielt.

Dabei ist die Musik, mit der er kommerziellen Weltruhm erlangte, nicht einmal sonderlich innovativ: Wer sich schon in den 90er-Jahren in House-Discos herumgetrieben hat, vielleicht auch einmal ein offenes Ohr für Techno und Artverwandtes hatte, der weiß, wie der Beat-Hase läuft.

Dieser Auftritt, der weder DJ-Set noch Konzert ist, sondern bloß eine fast zweieinhalbstündige Selbstinszenierung bombastischen Ausmaßes, findet trotzdem den vollen Zuspruch der Fans. Guetta ist der Sonnenkönig des House: "Le dancefloor, c'est moi."