“Bullenklatschen“ ist eine solide erzählte “Polizeiruf“-Folge ohne Experimente: Es gibt keine Sozialkritik, kaum blöde Witzeleien.

Es ist finstere Nacht. Die Nebel dräuen. Unten am Fluss liegt ein Schiff am Pier, dem sich schweren Schrittes ein Mann nähert. Nein, dies ist keine Szene aus einem Edgar-Wallace-Film. So beginnt die aktuelle Folge des "Polizeirufs 110" aus Halle.

Der Mann, der da über den Anleger stapft, ist der gemütliche Hauptkommissar Herbert Schmücke (Jaecki Schwarz), der auf dem Kahn, einem Restaurantschiff, gemeinsam mit seinem nicht minder umgänglichen Kollegen Herbert Schneider (Wolfgang Winkler) eine Überraschungsparty für Oberkommissarin Nora Lindner (Isabell Gerschke) geben will. Die Dame wird 30 Jahre alt. Während sie und die beiden älteren Herren bei Hummer und Kuchen feiern, wird am anderen Ende der Stadt ein Polizist erschossen. Das Festmahl ist noch nicht beendet, da werden die drei zum Tatort gerufen.

+++ 8000 "Tatort"-Fans haben den Mörder bereits gefunden +++

Es ist der vorletzte Fall des Trios. Noch dieses Jahr wird der MDR den 66-jährigen Schwarz und den 69-jährigen Winkler in Rente schicken. Zum Abschluss ihrer Karriere als TV-Kommissare wirken sie in einem Krimi mit, den Regisseur Thorsten Schmidt und Drehbuchautor Matthias Herbert streng nach den klassischen Regeln des Genres inszeniert haben: Nichts soll von der Tätersuche ablenken. Es gibt keine Sozialkritik, kaum blöde Witzeleien, keine ungewohnten Erzählformen.

Der Fall, um den es geht, ist vertrackt: Zwei Streifenpolizisten werden zu einem Hoffest gerufen. Ein Nachbar hat sich wegen Ruhestörung beschwert. Unter den Gästen der Party sind auch ein paar Autonome, die auf Randale, auf "Bullenklatschen" - so der Titel dieser "Polizeiruf"-Folge - aus sind. Die beiden Ordnungshüter werden voneinander getrennt. Die Polizistin Ilka Grein (Theresa Scholze) wird von dem Autonomen Jürgen Baumann (Sergej Moya) niedergeschlagen. Als sie wieder zu sich kommt, sieht sie nur wenige Meter entfernt ihren Kollegen Nils Rotter (Daniel Breitfelder) liegen. Er wurde erschossen. War Baumann der Täter? Dafür spricht, dass der Autonome als gewaltbereit gilt und zuvor in Berlin einem Polizisten die Dienstwaffe entwendet hatte. Und mit einer Polizeipistole wurde das Opfer erschossen.

Es gibt noch mehr Verdächtige: Ilka Grein und Nils Rotter hatten ein Verhältnis, das der Polizist erst kurz vor seinem Tod löste. Seine Kollegin hat das tief getroffen. Hat sie ihn aus Rache getötet? Oder war Rotters Frau Jenny (Stephanie Stumph) die Täterin? Sie ist ebenfalls Polizistin und wusste von der Affäre ihres Mannes. Gast des Hoffestes war aber auch ein gewisser Johannes Majewski (Gerdy Zint). Er wurde vor vier Jahren wegen versuchten Totschlags an einem Polizisten zu einer Haftstrafe verurteilt, ist nun Freigänger und steht kurz vor seiner Entlassung. Zwischen ihm und dem toten Polizisten gab es ebenso eine Verbindung wie zu Ilka Grein. War Majewski der Täter? Oder jemand ganz anderes? Schlüsselfigur in dem Fall scheint jedenfalls die niedergeschlagene Polizistin zu sein, die ganz offenbar mehr weiß, als sie erzählt und sich immer wieder in Widersprüche verwickelt.

"Bullenklatschen" ist eine handwerklich saubere "Polizeiruf"-Folge ohne Experimente. Nach der Geburtstagsfeier zu Beginn des Krimis, steht der Fall im Mittelpunkt und nicht das Ermittlertrio, sieht man mal davon ab, dass Oberkommissarin Lindner eine Spinnenphobie ins Skript geschrieben wurde, die immer wieder thematisiert wird, ohne dass es die Handlung weiterbringt. Davon abgesehen, ist Autor Herbert und Regisseur Schmidt ein durch und durch solider Krimi gelungen.

"Polizeiruf 110: Bullenklatschen ", So 20.15, ARD