Schmissiger Swing, frivole Komik, Tanz und Erotik bei der monatlichen Burlesque-Revue “The Petits Fours Show“ in Schmidts Tivoli.

Tivoli. Die knackigen Kerls in den flotten Matrosenuniformen entpuppen sich als attraktive Damen. Das Gesangstrio The Cool Cats aus Köln treibt ein kokettes Spiel mit den Geschlechterrollen. Auch eine der Facetten in der bunten Palette des New Burlesque, einem frech-frivolen Mix aus Comedy und Cabaret, Gesang und Tanz, Musik und Striptease, der gerade mal wieder im Trend liegt. Die gar nicht kühlen Künstlerinnen jazzen und steppen im Stil der Andrew Sisters, bringen in wechselnden Kostümen einen Hauch von Glamour und Nostalgie der 30er-Jahre auf die Bühne. Sie animieren und moderieren die Revue "The Petits Fours Show" auf der Tivoli-Bühne - nur einmal im Monat und dann um Mitternacht.

Die schmissig swingenden Sängerinnen präsentieren auch die Show-Acts der wechselnden Burlesque-Künstlerinnen - gemeinsam mit Monsieur Olivier. Stumm und schüchtern, steht der geschniegelte Knabe allen Damen als Butler zu Diensten. Er stellt Mobiliar für sie bereit, damit die elegante Zoe Scarlett, die üppige Miss Cherry Moon oder die tänzerisch grazile Mademoiselle Parfait de la Neige besser ihre Kostüme und Reize ausspielen können. Olivier, immer wieder vom laut nach ihm rufenden Publikum aus der scheuen Reserve gelockt, rafft auch mit elegantem Schwung die abgelegten Korsetts, gefallenen Rüschenröcke oder Schleier zusammen.

+++ Nie ohne Make-up: Dita von Teese ist immer perfekt gestylt +++

Viel Haut gibt es in der Show zu sehen, doch niemals alles, wie um die Ecke in den Striptease-Schuppen an der Reeperbahn. Im New Burlesque geht es um die Kunst des raffinierten Verhüllens und Entkleidens. Erotik in Kombination mit Komödiantik ist Trumpf - und nicht der nackte Kommerz wie in den Tabledance-Lokalen. Burlesque hat als Kunstform Tradition, stammt aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, wurzelt im Varieté und Vaudeville. Sie ist selbstbewusster Flirt mit dem Körper, ein kokettes Spiel mit Exhibitionismus, mit dem Abweisen und Verführen des Zuschauerblicks, das auch groteske Züge annimmt.

In den 90er-Jahren erlebte Burlesque eine Renaissance, ausgehend von New York. Eine neue Generation von Tänzerinnen erweiterte die Stilrichtungen. Erlaubt ist nun, was gefällt: von der Stand-up-Comedy bis zu modernem Tanz, von der Parodie bis zum Kabarett. Camp war schon immer ein Stilmittel von Burlesque, im Auftreten wie auch in den grellen, oft bizarren Outfits der von den Performerinnen erfundenen Kunstfiguren. Durch dem Star der Szene Dita von Teese ist New Burlesque angesagt, inspirierte auch den Film mit Cher und Christina Aguilera.

Mit der Gender-Diskussion kam außerdem die Kritik am Zwang weiblicher Rollenmuster und Schönheitsideale ins Spiel. Sie werden im New Burlesque, der "kultivierten Schwester des Striptease", mit Ironie und Witz unterlaufen, der unperfekte Körper selbstsicher ausgestellt. Miss Cherry Moon, drall und dominahaft mit einer satten Altstimme begnadet, gab bei der Premiere der "Petits Fours Show" ein Musterbeispiel für den neuen Frauentypus im New Burlesque. Auch die Quasselstrippe und Dramaqueen Diva La Kruttke ist mehr schrille Comedienne als eine freizügige Stripperin.

Übrigens: Vor der Show gibt es das passende Menue Burlesque für 30 Euro im Restaurant Schatto Pauli. Als Hors d'œuvre posiert ein dekorativ angerichteter Sashimi-Pas-de-deux von Entrecote und Jakobsmuschel auf dem Teller. Im Hauptgang wird zartes Perlhuhn als Poulette kokett mit grünen Spargelbündchen und Mango-Safran-Chutney aufgetragen. Und zum Dessert gibt es - was denn sonst? - des Küchenchefs Eigenkreationen der Petits Fours auf aromatischem Vanilleschaum.

Das Menü ist gedacht als delikates Vorspiel zur Show. "The Cool Cats" servieren dann die eigentlichen, so erotischen wie unterhaltsamen Leckerbissen auf der Bühne.

"The Petits Fours Show" Fr 18. u. Sa 19.5., jeweils 24.00, Schmidts Tivoli (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 28/29, Karten zu 16,50 bis 25,30 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de