Kammerphilharmonie Bremen und David Fray in der Laeiszhalle

Hamburg. Musik ist doch die schönste aller Sportarten. Da kann ein Orchester wie die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen erscheinen wie ein Kollektiv perfekt austrainierter Athleten, doch nichts von dem, was es dann auf der Bühne anstellt, hat etwas Kraftmeierisches. Dass man im Überfluss vorhandene spieltechnische Muskelmasse am besten zur Verfertigung schönster, geistvoller und subtiler Klänge einsetzt, bewies die Spitzentruppe aus Bremen am Mittwoch in der sehr gut besuchten Laeiszhalle.

Die Symphonie G-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach erfüllte noch am ehesten den Tatbestand leistungssportlicher Betätigung. Unter der Leitung des gleichzeitig cembalierenden Briten Trevor Pinnock ging es schnell und vielleicht einen Tick zu energetisch überschießend zur Sache. Aber dann kam der Pianist David Fray, den das Orchester von einer gemeinsamen Bach-Aufnahme kennt und schätzt, und gemeinsam gelang ihnen eine Wiedergabe von Beethovens drittem Klavierkonzert c-Moll zum Dahinschmelzen.

Fray zeigte sich erneut als gleichermaßen überlegener wie überlegender Virtuose; er spielt in einer idealen Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe. Seine Reserven im Piano sind erstaunlich, das Instrument singt bei ihm in jedem Takt. Die Enden mancher Bögen waren reinster Seelenbalsam. Wo Noten im Klavierpart stehen, aber im Orchester etwas Wichtigeres passierte, etwa in dem kleinen Duett zwischen Flöte und Fagott im Largo, nahm Fray sich weit zurück. Als Zugabe spielte er in seinem wundervollen Legato die Busoni-Bearbeitung des Bach-Chorals "Nun komm der Heiden Heiland".

Durch Schuberts Symphonie Nr. 5 führte Pinnock die Bremer dann mit jener zampanofreien Kollegialität, die unter Kammermusikern angemessen ist. Das Publikum jubelte sehr und hatte erst nach einem Soufflé von langsamem Mozart-Satz als Zugabe genug.