“Kill Me Please“ ist eine schwarze Komödie über Ereignisse in einer Suizid-Klinik. Balance von Komik und Überzeichnung gelingt nicht immer.

Manche Menschen befällt angesichts ihrer Existenz ein merkwürdiger Lebensekel und eine quälende Todessehnsucht. Erleichterung verschaffen ihnen Menschen wie der windige Dr. Krueger (Aurélien Recoing) und seine gut im Wald versteckte Suizidklinik. Regisseur Olias Barco strahlt sie in seiner schwarzen Komödie "Kill Me Please" wie ein Thomas-Mannsches Lungensanatorium an. Und wie die Heilstätte in Davos ist auch die Klinik ein Mikrokosmos, der nach eigenen Regeln funktioniert. Dr. Krueger ist auf den sanften Abgang auf Wunsch spezialisiert. Vorausgesetzt, es gelingt den Kandidaten, die Lebensmüdigkeit glaubhaft nachzuweisen. Einfach so ist auch das vermeintliche Paradies im Kapitalismus nicht zu haben. Es gilt, in die engere Auswahl mittels einer aussagefähigen Video-Bewerbung zu gelangen. Und natürlich eine Menge Geld zu bezahlen.

Einem Regisseur (Benoit Poelvoorde) droht der Klinikverweis, als er eine Krebserkrankung mit Wollmütze vortäuscht. Ein Grandseigneur gönnt sich zur Abschiedspille noch eine Dosis anonymer Lust. Und eine transsexuelle Sängerin (Zazie de Paris) schmettert letztmals die Marseillaise.

Barco versammelt eine wunderbare Ansammlung von mehr oder weniger kauzigen Kandidaten. Erste Irritationen treten auf, als eine Ermittlerin Krueger das Handwerk legen will. Auf der Hälfte des Films kippt das bis dahin recht unblutige Geschehen in grobkörnig verwackeltem Schwarz-Weiß endgültig. Ein Feuer und ein irrer Serienkiller werfen manch herzhaft gefassten Plan über den Haufen. Zuvor Lebensmüde entdecken ihre Diesseitsfreude neu. Andere müssen ungeplant unsanft abtreten. Die Balance von Komik und Überzeichnung gelingt nicht immer. Doch das Makabere wird durch die krasse Strapazierung aller Regeln aufs Wunderbarste erlöst.

Bewertung: empfehlenswert

"Kill Me Please" F/Belgien 2010, 95 Min., ab 16 J., R: Olias Barco, D: Aurélie Recoing, Benoit Poelvoorde, täglich im 3001 (OmU); www.neuevisionen.de