Aus einem Tante-Emma-Laden wurde das Con Calma mit sardischer Küche

Es mag stimmen, dass Konkurrenz stets die Geschäfte antreibt, aber mancher Anbieter freut sich doch noch mehr, wenn er ganz allein ist: Der Volksdorfer Weg läuft durch die Stadtteile Wellingsbüttel und Sasel, da stehen viele Häuschen und Bäume, eine Apotheke und ein Autohaus - und jetzt auch die Trattoria Con Calma, nirgendwo andere Lokale. Der Wirtskoch Giorgio stammt von Sardinien, seine Kameraden hatten ihn gewarnt, den Tante-Emma-Laden in dieser Abgeschiedenheit zu übernehmen; Giorgio kochte vorher in Bramfeld, dort donnert das Leben, aber die Sarden sind die Füchse unter den Italienern, und Giorgio ahnte, wie sehr die Leute sich hier nach einem Treffpunkt sehnen, und ja, sie drängen in diese Trattoria!

Die Standardspeisekarte ist der Gegenentwurf zu den 370 Tiefkühlprodukten der Hamburger Chinesen: Drei Salate macht Giorgio, vier Nudelgerichte, zehn Pizzen. Mein Lieblingsgericht bleiben die Penne im Namen des Teufels, zubereitet mit Pinienkernen, Oliven und Kapern in einer Tomatensauce (7,50 Euro), die Schärfe lüftet den Geist. Für Pizza bin ich selten zu begeistern, aber gemessen an den Jubelrufen von den Nebentischen müssen "Wunderfladen" aus dem Ofen kommen - am besten gehen sie mit Salami, Thunfisch oder Pilzen (8,50 Euro).

Auf der Kreidetafel stehen zusätzlich fünf Gerichte, sie wechseln ständig, immer frisch: Etwa die Rinderleber nach Art der Venezianer, also nicht im Stück und mit Butter und Salbei, sondern in Streifen geschnitten und mit Zwiebeln (13 Euro); die Scampi lagen neben Artischocken (13 Euro), und die Entenbrust genoss ich noch an Ostern, wanderte hinterher zu den Teichwiesen und fütterte Enten, um mein Gewissen zu beruhigen. Wer bei Giorgio einkehrt, kann sich auch im Gebiet erholen oder amüsieren - es locken der Volksdorfer Wald und der Klöpperpark, das Freibad öffnet am 1. Juni.

Ein weiteres Extra sind die Sachen zum Mitnehmen, denn die Trattoria ist gleichzeitig ein Lebensmittelgeschäft: In der Vitrine liegen Antipasti und Käse, Schinken und Wurst, es gibt Brot und Honig (mit Orange und Eukalyptus!), Kaffee und Olivenöl; eigentlich nasche ich ungern, aber Claudia, die Tochter des Chefs, schob mir plötzlich ein bisschen Nougat in den Mund - da wollte ich dann doch eine ganze Packung haben.

Ein echter Halber Jever vom Fass kostet 3,50 Euro, diesen Niedrigpreis zahlte ich zuletzt in einer Dorfkneipe bei Rostock. Den Rocca Rubia und Terresicci, zwei Spitzenweine der Sarden, verkauft Giorgio für kaum glaubliche 21 und 19,50 Euro: Der Gewinn kann da nur das Staunen der Gäste sein. Giorgio ist fast 50 und immer noch ein Held der Arbeit, aber er denkt zwischendurch auch an die Liebe - sein Töchterchen Annica trägt Strampelanzug, der Papa hat ihre Kulleraugen.

Con Calma Mo-Fr 9.30-21.00, Sa 9.30-18.00, Volksdorfer Weg 112 (Bus 168/368), T. 87 60 28 17

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