Das Klangforum Wien tischt ein Avantgarde-Konzert mit Begleitmahlzeit auf

Frisch auf den Tisch schmeckt es am besten. Das gilt, wenn die richtigen Köche am Werk sind, auch für zeitgenössische Musik, die hin und wieder den Ruf hat, schwer verdaulich zu sein. Für traditionell geprägte Konzertbesucher etwa das, was Spinat für Kleinkinder darstellt. Dabei werden gut abgehangene Klassiker der Speisekarte dem Publikum viel zu oft gereicht. Am einen oder anderen Stück hat man sich längst sattgehört, ungeschickt zubereitet, verdirbt es einem den Magen und verhindert die Verfeinerung des Geschmacks.

Genug der launigen Anspielungen: Was am Wochenende auf Kampnagel geboten wird, ist etwas für Gourmets und solche, die es werden wollen. Ein "Symposion" nämlich, fast genau so, wie es sich der antike Philosoph Platon gedacht hatte. Für ihn war ein Symposion nicht, wie heute leider oft üblich, eine überlange Schwafelversammlung irgendwelcher Experten, die mit holprigen Powerpoint-Präsentationen überladen sind, sondern die geistreiche Version eines Trinkgelages. Auf hohem intellektuellen Niveau, sinnlich und lehrreich zugleich.

Der Gelagefaktor soll sich beim Mammutkonzert vom Klangforum Wien in beherrschbaren Grenzen halten: Gereicht werden kulinarische Kleinigkeiten, aber immerhin auch 14 Weine für die Pausengestaltung, weswegen das Mindestalter für Gäste 16 Jahre nicht unterschreiten darf.

Sich die Musik schönzutrinken, das wird allerdings nicht nötig sein, denn auf dem knapp achtstündigen Programm stehen ausschließlich Delikatessen der Gegenwartstonkunst: Nach dem spätromantischen und philosophischen Gesprächsstoff liefernden Auftakt mit Mahlers "Trinklied vom Jammer der Erde" folgen Werke von Olga Neuwirth, Salvatore Sciarrino, Pierre Boulez, Giacinto Scelsi, Iannis Xenakis, Morton Feldman und John Cage. Als passender Absacker ist Terry Rileys "In C" vorgesehen - eine Portion Minimal Music, bei der jeder Mitwirkende fast alles mit dem musikalischen Material tun oder lassen kann, was er will. Es kann so lange dauern, wie man möchte. Ein idealer Rausschmeißer.

Den bequemen Konsum dieser Menüfolge erleichtern die Veranstalter in der Halle 6, indem sie Polster, Futons und andere bequeme Sitzgelegenheiten anbieten. Es gibt unentspanntere Methoden, um sich auf einen etwas anderen Musikgeschmack bringen zu lassen.

"Symposion" Sa 19.5., 17.00-ca. 1.00, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestr. 20, Karten zu 45,- unter T. 35 76 66 66; www.elbphilharmonie.de