Die US-Garagenrockband Howler aus den Twin Cities Minneapolis und St. Paul kommt als toller Geheimtipp am 20. Mai ins Molotow.

Hamburg. Auf der Landkarte des Rock 'n' Roll hat Minneapolis seinen Platz vor allem durch Prince. Der kleine Magier des Rhythm & Blues kommt aus den Twin Cities im Norden der USA. Ansonsten hat die 400 000 Einwohner große Stadt, die aus Minneapolis und St. Paul besteht, nicht sehr viele berühmte Bands hervorgebracht. Hüsker Dü, eine in den 80er-Jahren existierende Hardcore-Band um den Sänger Bob Mould, und die von Paul Westerberg zur selben Zeit gegründeten The Replacements haben Spuren in der Rockgeschichte hinterlassen. Und nun tritt Howler auf den Plan, ein Quintett um den Sänger Jordan Gatesmith, das erst ein Album veröffentlicht hat, dem aber - vor allem von den englischen Medien - eine große Zukunft vorhergesagt wird.

Vor fünf Jahren hatte Gatesmith zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand, da war er 14 Jahre alt. Obwohl er über keine besonderen technischen Fertigkeiten verfügte, spielte er in diversen Schülerbands. Grifftechnik ist das eine, ungestüme Haltung das andere. Und davon besitzt Gatesmith bereits eine Menge.

Im Alter von 17 Jahren schrieb er seine ersten Songs, ein halbes Jahr später gründete er mit Howler seine erste eigene Band, sechs weitere Monate später nahm die Gruppe ihre erste EP auf, und noch einmal ein halbes Jahr später nahm das britische Rough-Trade-Label die Teenagerband aus Minnesota unter Vertrag. "Alles ging sehr schnell", kann Gatesmith diese schnellen Karrieresprünge kaum fassen.

"America Give Up" heißt das Debütalbum der Band, das im Januar herausgekommen ist. Elf Songs hat Gatesmith geschrieben, und alle klingen so ungeschliffen wie aus der Garage. Bereits der Opener "Beach Sluts" ist eine runtergeholzte Post-Punk-Nummer. Die Verstärker sind bis zum Anschlag aufgerissen, die Gitarren klirren, der Bass knarzt. Nur ja nicht sauber klingen, scheint die Devise bei den Aufnahmen gewesen zu sein. Über die Sessions sagt Gatesmith, dass sie extrem anstrengend waren. Eingespielt hat Howler das Album im vergangenen Sommer in einem winzigen Studio in Minneapolis bei Temperaturen von 30 Grad und mehr. "Wir haben uns echt den Hintern abgeschwitzt", sagt er.

Doch das Resultat kann sich hören lassen und hat besonders in Großbritannien ein lebhaftes Echo gefunden. Vor allem mit den Strokes wurde Howler verglichen. Ein größeres Kompliment ist kaum möglich, denn für den "New Musical Express", führendes Presseorgan in Sachen Rock, ist die New Yorker Band die wichtigste des vergangenen Jahrzehnts. Tatsächlich erinnern das Intro von "This One's Different" und auch der schnelle Kracher "Wailing (Making Out)" an die Combo um Julian Casablancas und Albert Hammond Jr. Gatesmith selbst findet diese Vergleiche übertrieben, räumt andererseits ein, dass The Cure und Lou Reed wichtige Einflüsse für Howler gewesen sind. "Free Drunk" könnte mit seinem gleichförmigen Rhythmus durchaus eine Velvet-Underground-Nummer sein, mit dem lärmigen Rückkoppelungssound assoziiert man The Jesus And Mary Chain, gleichfalls großartige Heroen des britischen Publikums.

Für das britische Publikum hat Howler alles richtig gemacht. Ihr ruppiger Sixties-Proto-Punk passt in all die kleinen englischen Klubs, in denen das Ale in Strömen fließt und die überwiegend männlichen Zuhörer zu schnellem energetischen Rock abfeiern wollen. Allerdings sind Konzerte von Howler ein kurzes Vergnügen. "Es kommt auf den Moment an", sagt Jordan Gatesmith. "Anderthalbstündige Konzerte können dieses Energielevel gar nicht halten." Howler könnten diese Dauer auch nicht erreichen, denn ihr Album ist nur 35 Minuten lang und lange Gitarrensoli, um Zeit zu schinden, sind ebenfalls nicht ihre Sache.

Wenn sie am 20. Mai ins Molotow kommen, könnten jedoch schon ein paar weitere Songs zum Repertoire hinzugekommen sein. Der hyperaktive Gatesmith, der von sich behauptet, unter ADHS zu leiden, hat schon im vergangenen Herbst angefangen, neue Songs für seine Band zu schreiben, weil "America Give Up" für ihn schon vor der CD-Veröffentlichung abgehakt war. "Das war unsere Punkplatte, jetzt interessiere ich mich mehr für die poppige und die psychedelische Seite der 60er-Jahre", sagt er. Ein Lieblingsalbum hat Gatesmith auch: "Their Satanic Majesties Request" von den Rolling Stones.

Howler So 20.5., 21.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten zu13,90 im Vorverkauf; www.howlerband.com