Früher schlug sich Catharina Sieland als Barfrau, Weihnachtsmann und auf Flohmärkten durch. Mittlerweile gibt sie als Cäthe Konzerte.

Hamburg. Am Anfang stand Janis Joplin. Catharina Sieland war damals zwölf und hörte im Autoradio ihres Vaters einen Song der US-Rocksängerin. "Das war wie eine Erleuchtung", sagt sie. "So wollte ich auch singen." Damals lebte sie noch in Staßfurt, einem Städtchen in Sachsen-Anhalt. Doch der Teenager verfolgte konsequent seinen Traum von einer Karriere als Rockröhre. Ihr Vater schenkte ihr eine Gitarre, das Geld für einen Führerschein investierte sie später in ein Klavier, nach dem Abitur ging Catharina nach Dinkelsbühl in Mittelfranken, wo sie an einer privaten Musikfachschule Gesang studierte. Ihr Weg führte sie nach Mannheim, wo sie an der Popakademie nicht genommen wurde, und dann vor sechs Jahren nach Hamburg.

Im Kontaktstudiengang Popularmusik lernte sie nicht nur Gisbert zu Knyphausen kennen, sondern auch den Bassisten Flozze, der seitdem zu ihren musikalischen Weggefährten zählt.

+++ Cäthe auf Tour mit dem Sommerhit-Sänger Pohlmann +++

Aus Catharina Sieland wurde der griffigere Künstlername Cäthe, aber bis zu der Veröffentlichung ihres ersten Albums war es noch ein langer und beschwerlicher Weg. "Ich musste mich mit allen möglichen schlecht bezahlten Jobs durchschlagen. Als Barfrau, als Weihnachtsmann, auf Flohmärkten. Doch ich hatte auch Zeit, an meinen Songs zu feilen und mich zu entwickeln", schildert Cäthe ihre Anfangszeit an der Elbe. "Hamburg war genau richtig. Die Stadt ist nicht so schnelllebig wie Berlin, hier ist alles ruhiger und reservierter." Inzwischen betrachtet Cäthe die Hansestadt als ihre Heimat. Nachdem sie zuerst auf dem Kiez gewohnt hat, ist sie inzwischen an den Schlump gezogen, wo es sich etwas beschaulicher lebt, aber das Schanzenviertel vor der Haustür liegt.

Im vergangenen Herbst kam endlich Cäthes Debütalbum "Ich muss gar nichts" beim Label des Berliner Konzertveranstalters DEAG heraus. Auf den zwölf Songs macht Cäthe deutlich, dass Rock ihr Metier ist. Vergleiche mit Pat Benatar und Alannah Myles sind unüberhörbar. Schon beim Eröffnungssong "Unter meiner Haut" schreit sie den Text mehr raus, als dass sie ihn singt. Ein harter Beat, Orgel und Gitarren machen daraus eine krachend laute Nummer. "Ich brauche eine Band für meine Musik, und die muss Bums haben. Allein auf der Bühne zu stehen ist nicht mein Ding", sagt sie.

Beim vergangenen Reeperbahn-Festival gab sie eine erste Kostprobe, wie Cäthe mit Band klingt, im vergangenen Herbst spielte sie eine erste Deutschland-Tournee, um auch außerhalb Hamburgs zu zeigen, dass es wieder eine Rocksängerin gibt, die Stimme und etwas zu sagen hat. Die Texte von Cäthe basieren auf Beobachten und Geschichten, die ihr zugetragen wurden. "Vieles ist recht autobiografisch", räumt Cäthe ein, "einige Nummern sind schon ein paar Jahre alt."

Wie "Senorita" zum Beispiel. Mit dem "depressiven Schwan", den sie da besingt, ist eine Freundin gemeint, vor sieben Jahren schon entstand die Lyrik zu dem Song. Ihre Komponiermethode beschreibt Cäthe so: "Ich schreibe immer viel auf, notiere Beobachtungen, und aus diesem Material puzzle ich meine Songs zusammen. Meistens ist der Text zuerst da, und dann folgt erst die Musik." Sie räumt aber auch ein, dass sie oft mit ihren Texten hadert. Auch das ist sicher ein Grund, warum es so lange gedauert hat, bis "Ich muss gar nichts" herausgekommen ist.

Inzwischen hat Cäthes noch junge Karriere doch Fahrt aufgenommen. Sie war zu Gast bei Ina Müllers Show "Inas Nacht", ihre erste Tournee lief erfolgreich, ihre Klickzahlen bei YouTube erreichen sechsstellige Bereiche, und Songs für das nächste Album hat sie ebenfalls noch reichlich in petto. Mit Janis Joplin ist Cäthe bisher übrigens noch nicht verglichen worden.

Aber bevor man ein Organ wie die 1970 gestorbene Amerikanerin bekommt, bedarf es exzessiven Whisky- und Drogenkonsums. Cäthe trinkt beim Interview Tee.