Mit einer Gala feierte das Hamburger Kabarettfestival 25. Geburtstag. In der Kulturfabrik könnte 2013 wieder öfter gespielt werden.

Hamburg. Früher war zwar nicht alles besser, da gab es so etwas jedoch öfter: Bis morgens um halb vier saßen die Künstler noch im Casino auf Kampnagel zusammen. Es war die Feier nach der Gala "25 Jahre Hamburger Kabarettfestival", mit der das satirische Stelldichein nach "gefühlten 15 bis 20 Jahren", so Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard, in die Kulturfabrik zurückgekehrt war. Geht es nach Festivalleiter Ulrich Waller, soll die Rückkehr zu den Wurzeln kein einmaliges Gastspiel bleiben. "Ich möchte den Festivalcharakter wieder mehr hervorholen", sagte der Intendant des St.-Pauli-Theaters, in dessen Haus das Festival seit 2003 läuft - primär als eine Abfolge von oft hochkarätigen Gastspielen.

Mit dem Privattheater und Kampnagel könne man eine Art Dreieck und mehr Austausch schaffen, wenn künftig etwa in der Kulturfabrik noch in zwei Hallen gespielt und gespottet werde, deutete Waller Verhandlungen mit Deuflhard an. So wie in den Anfangsjahren, als die Kabarettisten auf Kampnagel in bis zu vier Hallen gleichzeitig agierten und das Festival zum lebhaften Treffpunkt für Satiriker geriet.

+++ Drei Premieren folgen +++

Das war bei der dreistündigen Jubiläums-Gala in der mit 1000 Besuchern gefüllten Halle k6 schon diesmal weitgehend der Fall. Moderator Arnulf Rating, dessen Cabrio-Frisur im Kontrast mit seinen roten Schuhen diesmal besonders sturmerprobt wirkte, und zehn Künstler repräsentierten ein breites Spektrum der Gegenwarts-Satire und eine Mischung aus Regionalem und Überregionalem. Verblüffend etwa, wie das Hamburger Duo Herrchens Frauchen mit seinem Lied über "Die berühmten drei Worte" immer noch überraschende Lacher erntet, wie der Ahrensburger Horst Schroth die Griechenland-Krise im "Vertrauen" abhandelt und das Publikum dem ewigen Lausbuben Mathias Richling, 59, lachend bei seiner These folgt, erst die Demos gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 hätten die Arabische Revolution ausgelöst.

Der Auftritt des Schwaben mit Parodien auf Helmut Schmidt und Joachim Gauck, die vermeintlich harmlosen Plaudereien vom Österreicher Josef Hader über Humanismus und der großartige Schlussakt von Georg Schramm gaben der Gala Würze und Anregungen. Schramm "ssspürte" in seiner Paraderolle als renitenter Rentner Lothar Dombrowski sogar "einen Hauch von Sssportpalast" in der größten Halle, verbat sich aber das Applaudieren. "Heute Abend haben wir die Kraft der Sprache erlebt, aber sie regiert nicht", mahnte er. Und erinnerte an seine schon legendären Sätze aus der "Scheibenwischer"-Gala 2003 zum TV-Abschied von Dieter Hildebrandt, "an die öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten, in denen die Politiker nur ihre Sprechblasen entleeren".

Auch wenn die "Klofrauen" gewechselt hätten und statt Christiansen jetzt Maischberger oder Will hießen. Per Film eingespielte Nummern des 2002 gestorbenen Matthias Beltz und des erst im April in den Satire-Himmel aufgestiegenen Heinrich Pachl zeigten, dass die Worte von Kabarettisten auch Jahre danach mehr Gewicht und Wahrheitsgehalt haben als das Talkshow-Geschwätz von heute.