Das Fräulein vom Amt stand eines Tages einfach vor meiner Tür. Wir hätten ja telefoniert, sagte sie. Sie trug einen strengen Dutt, der bei jedem ihrer Worte noch etwas nachbebte. "Kontrollbehörde. Es hat Beschwerden gegeben, Herr Amtsberg." Sie drängte mich zur Seite. In beigen Gesundheitsschuhen durchschritt sie quietschend meine Wohnung, öffnete Schränke, roch am Klo.

"Beschwerden?" fragte ich. "Was mach ich denn schon groß."

Tatsächlich sitze ich die meiste Zeit in einem dunklen Raum und versuche, alles um mich herum zu vergessen. Ich schreibe Artikel für das Abendblatt und noch für einige andere Zeitungen, Fernsehen. Eine anstrengende Arbeit. Jeden Tag wieder muss ich die Welt neu erfinden.

"Gesellschaft", sagte sie und holte einen Glasbehälter aus ihrem Aktenkoffer, "Gesellschaft ist ein Ideal." Sie füllte bunte Kugeln in das Glas, nahm dann einen schwarzen Würfel und sagte: "Das sind Sie, Herr Amtsberg." Sie schob den viel zu großen Würfel in das Glas. "Gesellschaft heißt auch einfügen. Deshalb bin ich hier."

Rechtwinklig saß sie auf dem Sofa und beobachtete mich von nun an. Sie wolle mein Leben betrachten, begutachten, mich anleiten. Sie machte Fotos von mir, notierte immer wieder etwas in einem Buch, auf dem mein Name stand.

"So kann ich doch nicht leben", sagte ich irgendwann. Doch ihr war das egal. In der Nacht saß sie an meinem Bett und sah mich so streng an, dass ich kaum wagte zu träumen.

"Das ist das Fräulein vom Amt, wegen Gesellschaft und so", erklärte ich meiner Verlobten, die erst mich, dann das Fräulein ansah, mich schlug und verschwand. Auch meine Freunde reagierten seltsam, keiner meldete sich mehr.

Und nun ist da nur noch das Fräulein vom Amt. Wir sind zwei Würfel. Ein weißer, ein schwarzer. Neulich habe ich sie zu küssen versucht. Sie hat Nein gesagt. Am 19. Mai will sie mit mir ins Museum für Arbeit. Bitte kommen Sie. Helfen Sie mir.