Die 51-Jährige, eine verwegene und elegante Erzählerin, galt lediglich als Geheimtipp

Darmstadt/Hamburg. Der wichtigste deutschsprachige Literaturpreis geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin Felicitas Hoppe. Die Auszeichnung ist mit 50 000 Euro dotiert und wird am 27. Oktober im hessischen Darmstadt verliehen.

Hoppes Kür gilt als Überraschung - auch, weil die seit 1996 in Berlin lebende Autorin mit 51 Jahren verhältnismäßig jung ist. Im vergangenen Jahr bekam Friedrich Christian Delius, Jahrgang 1943, den begehrten Preis.

Hoppes Debüt war 1996 der Band "Picknick der Friseure", er erschien im Reinbeker Rowohlt-Verlag. 2004 wechselte sie zu S. Fischer nach Frankfurt. Ihre bislang letzte Veröffentlichung ist der skurrile und spielerisch mit der eigenen Autobiografie arbeitende Roman "Hoppe". Hoppe ist eine bisweilen wild drauflosfabulierende und elegant formulierende Erzählerin - und als solche bei den Kritikern äußerst beliebt. Der derzeit bekannteste unter ihnen, Denis Scheck, jubelte am Dienstag jedenfalls nach der Bekanntgabe der Preisträgerin: "Das ist ein Anlass für mich, vor Freude einen Flickflack zu schlagen. Das tut Hoppe mit ihrer Sprache auch."

Hoppe habe "in Romanen, Erzählungen und Essays die Welt der Abenteurer und der Hochstapler, der Entdecker und der Taugenichtse erkundet", begründete die Darmstädter Jury ihre Entscheidung. Die Autorin zeichne sich durch eine "lakonische und lyrische, eigensinnige und uneitle Prosa" aus. "In einer Zeit, in der das Reden in eigener Sache die Literatur immer mehr dominiert, umkreist Felicitas Hoppes sensible und bei allem Sinn für Komik melancholische Erzählkunst das Geheimnis der Identität."

Die Autorin selbst zeigte sich "absolut überrascht und überwältigt" von der Auszeichnung. "Das ist wirklich eine sehr große Freude und Ehre, aber es ist auch eine Last", sagte sie. Die Auszeichnung sei durch ihre lange Tradition und die großen Namen früherer Preisträger eine besondere Verantwortung. "Es gibt ja inzwischen Preise wie Sand am Meer, aber dieser ist doch der schönste und renommierteste Literaturpreis in Deutschland", sagte Hoppe, die selbst schon etliche Male ausgezeichnet wurde. Zu ihren Werken gehören der Roman "Paradiese, Übersee" (2003), die Porträtgalerie "Verbrecher und Versager" (2004), die moderne Legende von der heiligen "Johanna" (2006) und die Neuerzählung des Ritterromans von "Iwein Löwenritter" (2008). Hoppe wurde 1960 in Hameln an der Weser geboren. Sie studierte Literaturwissenschaften, Rhetorik, Religionswissenschaften, Italienisch und Russisch an Universitäten in Hildesheim, Tübingen, Eugene/Oregon (USA) sowie in Berlin und Rom.