Hamburg. Alte Musikerhasen predigen es ihren Schützlingen: Gemeinsames Musizieren heißt, zu drei Vierteln auf die anderen zu hören und sich nur zu einem Viertel mit dem eigenen Part zu beschäftigen. Bei dem Kammermusikabend in der Laeiszhalle, so schlicht wie zutreffend "Janine Jansen & Freunde" überschrieben, konnte man diese Weisheit geradezu anfassen, so aufmerksam und flexibel ließen sich die niederländische Geigerin und ihre fünf Herren aufeinander ein. Arnold Schönbergs Streichsextett "Verklärte Nacht" auf das gleichnamige Gedicht von Richard Dehmel wurde zu einem Fest an Intensität und Farbigkeit. Die Musiker betonten das Romantische des Stücks, ohne je klebrig zu werden - freilich ohne auch dem Raum zu geben, was an dem Werk auf die Moderne vorausweist. Und Franz Schuberts Streichquintett atmete wie ein lebendiger Organismus. Allein die Piano-Nuancen ließen einem den Atem stocken, die stupende Perfektion sowieso. Aber die war im besten Sinne Nebensache.