Hamburg. Die ersten Mitarbeiter verabschieden sich schon per Rundmail, die Fliegenden Bauten sind derzeit ebenso eine Baustelle wie das Millerntor-Stadion auf dem Heiligengeistfeld gegenüber. Doch im Gegensatz zum FC St. Pauli läuft der Spielbetrieb im Zelttheater. Jüngst feierte das englische Varieté "La Soirée" Deutschland-Premiere - mit einer sehenswerten Show, die zwar nicht ganz jugendfrei ist, jedoch frech und schräg und zudem artistische Höchstleistungen bietet.

Der Betrieb soll - nach sechs Wochen Sommerpause - auch weitergehen, wenn das Varieté in Hamburg seine Zelte abgebrochen hat. Dafür steht Betreiber Guido Marc Gosch, der das Programm bis Februar 2013 gebucht hat. Erstmals in ihrer turbulenten Geschichte sind die Fliegenden Bauten, seit 2002 an der Glacischaussee, ein inhabergeführtes Unternehmen. Denn für die Theaterbetriebsgesellschaft musste Gosch Insolvenz anmelden.

Verantwortlich für die aufgelaufenen Defizite in mittlerer sechsstelliger Höhe macht Gosch vor allem Altlasten der Spielzeit 2009/10, als der gebürtige Sylter mit seiner Gosch Consulting GmbH zunächst 40 Prozent, bis Ende 2011 dann sukzessive 100 Prozent der Anteile der Betriebsgesellschaft übernommen hatte. Als das Vorweihnachts-Gastspiel "Theatre NoNo" nur 40 statt der kalkulierten 60 Prozent Auslastung einspielte und im Januar Vergleichsverhandlungen scheiterten, reagierte Gosch. Dabei füllen die "Bauten" unter ihm als Theater für Neuen Zirkus, Tanz und Konzerte eine Nische aus. Nun muss die Hälfte der 25 großteils von der Betriebsgesellschaft übernommenen Mitarbeiter gehen. Gosch macht mit weniger Personal, mehr Partnern und Vermietungen weiter.

"La Soirée" bis Sa 16.6., fast täglich jew. 20.00 (So 19.00), Glacischaussee 4, Karten unter T. 881 41 18 80; www.fliegende-bauten.de