Netzaktivisten beteuern, dass sie im Urheberrechtsstreit niemanden bedrohen wollten

Hamburg. Im Streit um das Urheberrecht im Internet drohen Verlage der Gruppe Anonymous nun mit juristischen Schritten. Konkret will der Verlag Random House Strafanzeige wegen Nötigung und Aufruf zu Straftaten erstatten. Anonymous, eine lose Bewegung, in deren Namen im Prinzip jeder auftreten kann, hatte persönliche Daten von Künstlern veröffentlicht, die sich mit dem Aufruf "Wir sind die Urheber" gegen den Diebstahl geistigen Eigentums im Internet wenden.

Diesen Künstlern sind nun 17 namhafte Verlage - unter ihnen auch das Hamburger Verlagshaus Hoffmann und Campe und der Reinbeker Rowohlt Verlag - zur Seite gesprungen. "Die Einschüchterung der Unterzeichner durch die drohende illegale Veröffentlichung ihrer geschützten privaten Daten richtet sich nicht nur gegen das Grundrecht der freien Meinungsäußerung", heißt es seitens der Verlage. "Sie will Künstler mundtot machen und für vogelfrei erklären." Derweil hat sich auch Anonymous in einer schriftlichen Erklärung wieder zu Wort gemeldet. Die Aktivisten räumen ein, dass die Aktion "auf den ersten Blick bedrohlich" wirke. Das Ziel sei jedoch Medienaufmerksamkeit gewesen. "Fakt ist bei dieser Geschichte, dass niemand bedroht wird und Anonymous auch niemals dazu aufrufen würde, jemanden zu bedrohen", heißt es in dem Schreiben. Die veröffentlichten Daten seien öffentlich zugänglich gewesen. Sie seien "aus Online-Telefonbüchern, Wikipedia-Profilen und Impressen der Künstler-Webseiten kopiert", schreiben die Aktivisten.

Der Koordinator der Urheber-Aktion hatte die Veröffentlichung der Daten heftig kritisiert und von Bedrohung gesprochen. Auch der Deutsche Journalistenverband reagierte entsetzt. Durch die Aktion solle die Diskussion um das Urheberrecht abgewürgt werden. Helge Malchow, Verleger von Kiepenheuer & Witsch, sagte im Deutschlandradio Kultur, die Netzaktivisten bedienten sich Taktiken, die man aus totalitären Staaten kenne. Das Internet könne "nicht auf der Basis von Kinder-Kommunismus" genutzt werden, bei dem Inhalte umsonst seien, nur weil das technisch möglich ist.