Schauspieler Jürgen Tarrach überzeugt in jeder Rolle. Heute Abend im ZDF sogar als Nebendarsteller in “Das Geheimnis in Siebenbürgen“.

Berlin. Wie alle großen Schauspieler ist sich Jürgen Tarrach ab und an für eine Nebenrolle nicht zu schade. In Martin Enlens Drama "Das Geheimnis in Siebenbürgen" spielt er den verzweifelten Betriebsleiter einer Klitsche, die dichtgemacht werden soll.

Tarrach ist auf solche Verlierer abonniert. Er hat sie immer wieder in tragikomischer Größe vorgeführt. Mal war er der vom Pech verfolgte Pizzabäcker ("Um die 30"), mal die graue Maus in einer schicken Werbeagentur ("Für immer 30"). Und natürlich war er einer von den beiden "Musterknaben", die es Ende der 1990er-Jahre auf dem ZDF-Ticket sogar ins Kino schafften. Zu Recht. Denn nur selten hat das deutsche Fernsehen Besseres geboten als diese beiden Kölner Hilfskommissare, die in erster Linie damit beschäftigt waren, sich aus Schwierigkeiten zu befreien, in die sie sich selbst hineinmanövriert hatten. Tarrach war Docker, der gutmütige Dicke, Oliver Korittke war Dretzke, der um einen Hauch gewitztere Dünne.

Meistens gerieten die beiden wegen einer schönen Frau in die Bedrouille. Was sie aber nicht entmutigte. Wie sagte Dretzke? "Da draußen gibt es ein paar Millionen Frauen, die für uns infrage kommen. In unserem Revier mindestens 15 000!" Für diese Großtaten gab es den Deutschen Fernsehpreis.

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Tarrach ist längst auch mit dem Grimme-Preis dekoriert. Nachdem er unter der Regie von Jo Baier den unter mysteriösen Umständen ermordeten Volksschauspieler Walter Sedlmayr verkörpert hatte, überschlugen sich die Kritiker mit Lob. In der "FAZ" hieß es, Tarrach habe "den seit Langem eindringlichsten Auftritt eines Schauspielers im Fernsehen überhaupt" abgeliefert. "Die Popularität steigt", meint der 51-Jährige lässig. Im Berliner Café Einstein kann man das mühelos überprüfen. Die Kellner sind ein Tick zuvorkommender, und von den Nebentischen werfen Gäste schon mal Blicke herüber.

Tarrach ist Schauspieler geworden, obwohl man - abgesehen davon, dass der Vater, ein Elektrosteiger im westdeutschen Pütt, gern Akkordeon spielte - zu Hause mit der Kunst nicht viel am Hut hatte. Die Theater-AG war der entscheidende Schlüssel, sie eröffnete dem sonst eher schüchternen Jungen aus Wassenberg eine völlig neue Welt. Seine Vorstellung in Frischs "Biedermann und die Brandstifter" wurde zur Sensation des Jahres. Und tatsächlich soll der schwer beeindruckte Schuldirektor Tarrachs unzureichenden Noten danach persönlich etwas aufgeholfen haben. Nach dem Abitur hat sich Tarrach dann an der Essener Folkwang-Schule beworben. Nicht mit dem Biedermann, den er so gut draufhatte, sondern mit dem Beckmann aus Borcherts Heimkehrerdrama "Draußen vor der Tür". Ein Fehler, wie sich herausstellte. "Aber", sagt Tarrach mit selbstironischem Unterton, "ich hatte damals eben schon das Schauspielerethos, nicht auf alte Erfolge zurückzugreifen."

In Essen haben sie ihn nicht genommen. In Berlin und München auch nicht. In Wien, am Max-Reinhardt-Seminar, hat es dann geklappt. Tarrachs natürliche Begabung, Dialekte aufzuschnappen ("als Piefke versucht man in Wien natürlich, sich zu assimilieren!"), hat sogar dazu geführt, dass er irgendwann Qualtingers Herrn Karl spielen konnte. Das Bayerische hat er übrigens genauso gut drauf. Und das Sächsische auch - seine Frau hört es aber gar nicht gern, wenn Tarrach damit loslegt: "Die stammt aus Sachsen und sagt dann immer: Jürgen, lass das doch."

Zum Theaterspielen kommt Tarrach allerdings kaum noch. Besonders scharf ist er sowieso nicht mehr darauf. "Während man Theater spielt, hat man doch immer Angst, dass einem ein schöner Film durch die Lappen geht." Nur für Salzburg würde er jederzeit eine Ausnahme machen. "Da mal einen Horváth zu spielen, das ist mein Ehrgeiz."

Die Tarrachs leben in Berlin. Tochter Sophie ist schon aus dem Haus, Sohn Max geht noch zur Schule. Wenn Jürgen Tarrach mal nicht dreht, dann nimmt er Gesangsstunden. Aber bis zum ersten öffentlichen Chansonabend dauert es - "mindestens!" - noch ein Jahr. Unterdessen sitzt Tarrach an einem Reisebuch ("Hinfahren, wo alle schon waren!"). Gemeinsam mit seinem alten Spezi Klaus Ortner, mit dem er vor ein paar Jahren schon das schrille Kochbuch "Richtig fressen - Rezepte zum Sattwerden" gemacht hat. Er reist und kocht halt gern.

Zum Jahreswechsel hat er im italienischen Ferienhäuschen wieder Linsen auf den Tisch gebracht. Allerdings ohne den gefüllten Schweinsfuß, der eigentlich traditionell dazugehört. "Der schmeckt zwar gut", meint Tarrach, "sieht aber furchterregend aus."

"Das Geheimnis in Siebenbürgen" heute, 20.15 Uhr, ZDF