In seinem Liebesdrama “Noordzee, Texas“ kommt der Belgier Bavo Defume ohne Sexszenen aus und interessiert sich mehr für das Begehren.

Irgendwie sei Pim (Jelle Florizoone) anders, sagt seine Mutter. Da kann man ihr nicht unbedingt widersprechen, schließlich sieht man ihn gleich in der ersten Szene dieses Films, wie er in ihrem Schlafzimmer vor dem Spiegel ein Ritual vollzieht, bei dem er sich in die Rollen einer Herrin und ihrer Zofe hineinimaginiert und sich ein Diadem aufsetzt. Danach kommt es wieder in den Schuhkarton, in dem Pim Erinnerungsgegenstände aufbewahrt, auch ein Taschentuch, in dem sich Sperma seines Freundes Gino (Mathias Vergels) befindet. Pim und Gino, das ist eine enge Freundschaft, zu seinem 15. Geburtstag bekommt er von dem Älteren dessen Fahrrad geschenkt, denn Gino hat jetzt ein Motorrad. Wichtiger ist allerdings die Nacht davor, bei dem die beiden sich im Zelt ganz nahe kommen. Aber wieso hat Gino dann bald darauf eine Freundin und kaum noch Zeit für Pim?

"Noordzee, Texas", der erste abendfüllende Film des belgischen Regisseurs Bavo Defume, spielt in einem Kaff an der Nordseeküste Belgiens, in dem eine Kneipe mit Namen Texas der Treffpunkt ist - ein zweistöckiges modernes, geradezu futuristisches Gebäude, das in der Nacht leuchtet. Hier sitzt Pim allabendlich und zeichnet, ein introvertierter Junge, der an seiner Zuneigung zu Gino zu verzweifeln droht. Dabei ist er nicht der Einzige, der an unerwiderter Liebe leidet, genauso geht es Ginos Schwester Sabrina (Nina Marie Kortekaas), die Pim zugetan ist. Die Sexualität hält der Film konsequent außerhalb des Bildes, er interessiert sich mehr für das Begehren. Eine Erinnerung an die komplizierten Gefühle in Zeiten des Heranwachsens - manchmal wirkt der Film wie die Summe der Gegenstände aus Pims Schatzkästlein.

"Noordzee, Texas" Belgien 2011, 94 Min., ab 12 J., R: Bavo Defume, D: Jelle Florizoone, Mathias Vergels, täglich im 3001 (OmU); www.salzgeber.de