Das starke Drama “Die Vermissten“ erzählt von Kindern, die verschwinden. Ein Film mit eindringlichen Bildern und bedrohlichen Gefühlen.

Martha ist weg. Die 13-Jährige ist von zu Hause verschwunden. Sie könne ja bei ihrem Vater sein, vermutet die Mutter. Doch der Strahlentechniker Lothar hat seine Tochter seit sieben Jahren nicht mehr gesehen, seine Ex-Frau hat das verhindert, aber er selber wollte dieses alte Leben auch hinter sich lassen. Nun begibt er sich auf die Suche nach dem Kind und registriert dabei, dass auch andere Kinder verschwunden sind und dass die, die noch da sind, sich merkwürdig verhalten, sich nachts auf der Straße zusammenrotten, den Erwachsenen abweisend bis aggressiv-feindselig gegenübertreten und etwas im Schilde zu führen scheinen. Sie entziehen sich der Welt der Erwachsenen, oft, ohne dass diese es überhaupt bemerken. Und wenn, dann reagieren sie hilflos, merkt Lothar, während er durch die Städte irrt und versucht, etwas herauszufinden.

In der Mitte dieses Films gibt es einen kurzen, erschreckenden Dialog. Da sagt eines von den drei Kindern, denen Lothar vor dem strömenden Regen Schutz in seinem Auto gewährt, man "könne ja auch alle töten lassen, die über 60 sind", um der Probleme Herr zu werden. Da dürfen sich genrekundige Zuschauer durchaus an den spanischen Horrorfilm "Ein Kind zu töten" erinnert fühlen. Aber "Die Vermissten" belässt es bei einigen eindringlichen Bildern von großen Kindergruppen inmitten sonst wie leer gefegter Städte, einer rabiat-hilflosen Bürgerwehr oder aber den verlassenen Klassenräumen einer Schule, er bietet keine Auflösung, vermittelt aber ein Gefühl des Unbehaglichen, der Bedrohung.

"Die Vermissten" Deutschland 2012, 86 Minuten, ab 12 Jahren, R: Jan Speckenbach, D: André Hennicke, Luzie Ahrens, Sylvana Krappatsch, Jenny Schily, Sandra Borgmann, Christoph Bantzer, Eckehard Hoffmann, Susanne Maierhöfer, täglich im Passage; Internet: www.dievermissten.de