Die US-Band The Magnetic Fields besingt die Unmöglichkeit der Liebe. Hamburger kommen am 15. Mai in den Genuss des Folk-Kauzes.

Hamburg. Die Liebe ist wohl keinem Popmusiker so recht geheuer. Auch Stephin Merritt nicht, dem schmächtigen Fan des Beach-Boys-Sounds von der amerikanischen Ostküste. Und weil Merritt auf jedem Album der 20 Jahre währenden Laufbahn seiner Band The Magnetic Fields nach einem neuen Konzept fahndet, wurde er jetzt bei der Liebe und ihrer dauerhaften Unmöglichkeit fündig. Wie soll sie auch gelingen, wenn Frauen vernarrt sind in Mariachi-Trompeten, andere unersättlich sind, wieder andere zu verklemmt oder zurück aufs Land ziehen.

Es ist eine hinreißende Nonchalence, mit der Merritt und seine beiden Sängerinnen Claudia Gonson und Shirley Simms auf dem aktuellen Longplayer "Love At The Bottom Of The Sea" ironische Texte mit schwerblütigen Sounds kreuzen. Live kommen die Hamburger am 15. Mai auf Kampnagel in den Genuss des Folk-Kauzes. Musikalisch hat Merritt mit The Magnetic Fields seit dem großen Wurf 1999 mit "69" (da hatten sie schon eine Handvoll Alben produziert) und einer ebensolchen Anzahl hingetupfter Liebeslieder ja schon fast alles durch.

Dem weithin anerkannten Noise-Pop à la The Jesus And Mary Chain auf "Distortion" (2008) folgte eine strikte "No-Synth"-Trilogie, die einem puren akustischen Folk-Sound huldigte. Seine Drohung, das nächste Album würde fast nur Synthesizer enthalten, machte Merritt nicht wahr. Seine Songs pflegt er übrigens in Gegenwart seines Schoßhündchens "Irving Berlin" in Schwulenclubs zu schreiben.

Das liebenswerte Folkinstrumentarium von Ukulele über Flöte und Harfe bis zum Banjo hat er nicht verdammt. Nur dass hier kein Song länger als 2:39 Minuten dauert. Bei Liedern wie "I'd Go Anywhere With Hugh" stehen weiter die Beatles Pate. Manchmal, wie in "Infatuation (With Your Gyration)", auch The Human League. Jeder fühlt mit Shirley Simms, wenn sie das Personal von "The Horrible Party" besingt. Sie würde jemandem sogar Geld geben, damit er sie nur heim zu Muttern brächte. Dazu kreist die Trompete aufs Schaurigste, das Akkordeon rumpelt. Den Kein-Sex-vor-der-Ehe-Refrain in "God Wants Us To Wait" hat Merritt mit einem catchy Beat unterlegt.

Bei aller kalifornischen Klangseligkeit springt nicht nur hier Merritts grenzenlose Verachtung des braun gebrannten und zwanghaft gut gelaunten Westküstenzampanos den Hörer an. Die Menschen gleiten mit von der plastischen Chirurgie entstellten Gesichtern auf ihren eigenen Schleimspuren aus. Das musste irgendwie auch mal gesagt werden.

The Magnetic Fields Di 15.5., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20-24, Karten zu 22,- unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de