Gartenbücher gibt es unzählige. Jede Generation von Pflanzenfreunden findet ihre zeitgenössischen Belehrungen und Ermunterungen in Buchform vor. Seit Menschengedenken. Man blieb also mit seiner Begeisterung nie allein. Früher war es vornehmlich der Hochadel, zu eigentlicher Arbeit nicht prädestiniert, der seine Fantasie in der Gartenkunst auslebte - so wie Fürst Pückler-Muskau mit seiner Anleitung zur Gartengestaltung. Jakob Augstein wendet sich mit seinen Gedanken, Erfahrungen und Ratschlägen an ein bürgerliches Publikum, das auch mit wenig Raum für seine Gärten auskommen muss. Die Größe ist aber nicht ausschlaggebend, denn der "größte Teil der Gartenarbeit findet in Ihrem Inneren statt". Ermuntert und angeregt fühlt sich so auch der gartenlose Leser, denn kaum je wurde gleichermaßen poetisch, politisch wie pragmatisch über das Gärtnern geschrieben.

Erstaunlich und vergnüglich, wie vielseitig dabei der Autor durchaus Neues über das Allbekannte des Werdens und Vergehens im Jahreslauf mitzuteilen vermag. Sogar der Kampf gegen das Unkraut verhilft da zu philosophischer Erkenntnis. Man legt das Buch ungern weg, muss es aber tun, um beherzt und ausstaffiert mit Gerät und Arbeitskleidung, über die der Leser auch Weises erfährt, zwischen Baum und Beeten seiner Bestimmung zu folgen.

Jakob Augstein: "Die Tage des Gärtners. Vom Glück, im Freien zu sein". Illustriert von Nils Hoff. Hanser, 265 S., 17,90 Euro

In "Aufgeblättert" stellen im Wechsel Rainer Moritz (Literaturhaus), Annemarie Stoltenberg (NDR) und Wilfried Weber Bücher vor.