Der Anwalt Georg M. Oswald hat mit “Unter Feinden“ einen packenden Kriminalroman geschrieben. Thema: Terrorbedrohung in München.

Mit den Rechtsanwälten ist es langsam wie mit den Schweden. Kriminalromane, so scheint's, können sie alle schreiben. Quasi Fingerübung. Die Lust der Anwälte, ihre tatsächlichen Fälle in die Fiktion zu übertragen, hat natürlich in den USA begonnen. Um nur John Grisham und Scott Turow zu nennen. In Deutschland hat zuletzt der Berliner Strafverteidiger Ferdinand von Schirach mit seinen der Wirklichkeit abgelauschten Kriminalgeschichten und dem Roman "Der Fall Cossini" Bestsellermarken gesetzt.

Jüngst hat sich auch der Münchner Anwalt Georg M. Oswald dem kriminalliterarischen Genre zugewandt. Nach einigen Romanen ("Lichtenbergs Fall") und einer Sammlung von Kolumnen hat sich Oswald für "Unter Feinden" eines aktuellen politischen Themas angenommen: die terroristische Bedrohung im Vorfeld einer internationalen Sicherheitskonferenz in München.

Heute liest Oswald im Literaturhaus zum Ende der Tagung "Hamburger Begegnung" gemeinsam mit Jan Peter Bremer, der seinen Roman "Der amerikanische Investor" vorstellt.

Diller und Kessel heißen die Ermittler in Oswalds Krimidebüt, zwei Freunde zwar, aber gegensätzlicher könnte ein Ermittlerduo kaum sein. Diller führt eine bürgerliche Existenz mit Ehefrau, aufmüpfiger Tochter und pubertierendem Sohn, Kessel steht regelmäßig unter Drogen. Auch an jenem verhängnisvollen Mittwoch, als die beiden junge Dealer in einem zwielichtigen Münchner Viertel observieren.

Die Sache geht komplett schief, Kessel, mit seinen Entzugserscheinungen kämpfend, gerät in Panik, als er sich bedroht fühlt, überfährt einen der jungen Araber und verletzt ihn schwer. Diller und Kessler fliehen in der Hoffnung, wenn sie dichthielten, würde schon alles gut werden. Der klassische Trugschluss, natürlich.

Alles wird noch viel schlimmer in Oswalds in geschliffener Lakonie geschriebenem Kriminalroman. Eine türkischstämmige Staatsanwältin ermittelt in dem Fall und setzt Diller und Kessel mächtig unter Druck. Diller will Kessel aus der Schusslinie nehmen und übernimmt die Verantwortung für die Aktion, ohne allerdings eine Schuld einzugestehen. Und während Diller um seine und Kessels Existenz kämpft, braut sich Unheil in Sachen Sicherheitskonferenz zusammen. Auch hier muss Diller einige Brände löschen.

"Unter Feinden" ist ein packend erzählter Politthriller, eine so plastische wie punktgenaue Charakterstudie über Wut und Verzweiflung sowie eine nachtschwarze Milieuschilderung.

Mit Georg M. Oswald ist ein weiterer Stern am Himmel krimischreibender Anwälte aufgegangen. Von seinen unorthodoxen Ermittlern wünscht man sich weitere Geschichten.

Georg M. Oswald, Jan Peter Bremer heute, 19.30, Literaturhaus (MetroBus 6), Schwanenwik 38, Eintritt 10,-/8,-/6,-